Dieses Zitat ist von Karl Valentin. Es beschreibt das was Viele erleben, wenn sie meditieren.
Meditation ist ein Begriff, den jeder kennt. Und doch weiß kaum jemand was er erwarten kann, wenn er noch nie meditiert hat. Man schließt seine Augen und dann.... und dann..... was?
Das Bild, das wir meist von Meditation haben ist damit verbunden, daß wir in einen ruhigen, schönen, und irgendwie abgehobenen Zustand kommen, in dem wir uns ganz beruhigen und verklärt von der Erfahrung wieder in unserer Wirklichkeit auftauchen.
Das reale Bild von Meditation ist anfangs oft das genaue Gegenteil von dieser Vorstellung. Wir schließen die Augen - alle Sinneseindrücke von außen hören auf - besonders wenn es ruhig ist in dem Raum in dem wir meditieren.
Und statt dem Empfinden von Ruhe kommen wir anfangs in eine Art Verkehrschaos in unserem Kopf. Unsere Gedanken laufen wie wild. Das tun sie immer, doch wenn wir die Augen schließen merken wir es erst richtig, weil das Denken von keiner anderen Sinneserfahrung überlagert wird.
Es entsteht eine Art Kampf zwischen unserem Bewußtsein, das versucht unsere Aufmerksamkeit auf den Atem zu lenken, und unseren Gedanken, die so laut und schnell und sprunghaft sind. Dann kommen noch Körpergefühle und überhaupt oft unangenehme Emotionen dazu - und schon haben wir das Gefühl die Einzigen zu sein, die das Ding mit der Meditation nicht richtig begreifen.
Wir schauen in die Runde - alle sitzen so friedlich da - offensichtlich sind es nur wir die Probleme haben. Doch Meditation schaut nur von außen friedlich aus.
Sicher "kann" Meditation eine sehr friedliche und entspannende Erfahrung und oft tief friedvolle Erfahrung sein - aber das ist interessanter Weise nicht das Ziel.
Der Atem als Anker
Achtsamkeit ist eine Übungspraxis mit dem Ziel die Aufmerksamkeit darin zu schulen im Augenblick zu sein. In der klassischen Achtsamkeitsmeditation lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf unseren Atem - mit dem einzigen Ziel mit der Aufmerksamkeit so gut es geht beim Atem zu bleiben - ohne ihn in irgendeiner Weise zu manipulieren.
Wann immer wir merken, daß wir mit der Aufmerksamkeit woanders sind als bei unserem Atem, holen wir geduldig unsere Aufmerksamkeit wieder zum Atem zurück. Ohne Vorwurf an uns selber, daß wir abgelenkt waren.
Wo es uns gelingt mit dem ruhigen Fluß des Atems in Beziehung zu sein, verbinden wir uns mit unserem Körper. Da unser Körper immer im Augenblick ist, verbindet uns der Atem immer mit dem Augenblick. Je öfter wir das in der Meditation üben, desto leichter fällt es uns im Alltag, uns in Situationen ganz bewußt mit unserem Atem zu verbinden.
Mit zunehmender Übung in der Meditation gelingt es uns immer ein bißchen besser beim Atem zu bleiben. Davon geht eine tiefe und angenehme Ruhe aus. Wir stellen fest, daß es einfacher ist in der Gruppe zu meditieren als alleine, daß es manchmal besser und manchmal schlechter geht.
Und auch wenn wir feststellen, daß sich dieses erwartete selige Gefühl während der Meditation oft nicht so recht einstellt - nachher fühlen wir uns oft ruhiger und erfrischter. Wir sind konzentrierter, klarer und fokussierter. Und oft finden wir auf magische Weise Antworten zu Problemen, die wir schon länger mit uns herumtragen - auch wenn wir in der Meditation gar nicht an sie gedacht haben,
Wozu mache ich diese Übung der Meditation?
Diese Frage muß man sich zu Recht stellen. Der englische Meditationslehrer Bob Sharples beschreibt in seinem schönen Buch Meditation & Relaxation in Plain English einen schönen Effekt, der ihm immer wieder untergekommen ist. Nach wochenlanger Meditationspraxis kommen die Leute frustriert zu ihm. Sie mache keinen wirklichen Fortschritt, sie kriegen nicht "dieses schöne Gefühl der Leere". Es ändert sich nichts und sie verlieren die Lust.
Bob Sharples war in den Gesprächen mit den Meditierenden sehr verständig, hat sie dann aber immer gefragt, was sich in ihrem Leben verändert hat, seit sie meditieren. Und da war es fast immer so, daß die Leute zufriedener mit sich und der Welt waren, ihre Beziehungen besser funktionieren, und daß ihre Partner ihnen mitgeteilt haben, daß man viel besser mit ihnen auskommen kann.
Dann war es an Bob Sharples darauf hinzuweisen, daß es zwischen den positiven Veränderungen in ihrem Leben und den Meditationen vielleicht einen Zusammenhang gibt.
Wir üben in der Meditation immer wieder mit unserer Aufmerksamkeit zum jetzigen Augenblick zu kommen. Diese Übung nehmen wir mit in den Alltag. Dadurch werden wir Stück für Stück in den Alltagssituationen unseres Lebens ein bißchen präsenter. Präsenz ist nichts weiter als ein Begriff für Anwesenheit. Wir lernen durch Meditation in unserem Leben präsent zu sein, während es passiert.
Das ist eine Wirkung von Meditation, die wir im Sitzen während der Meditation oft nicht so klar wahrnehmen. Aber wir können den Unterschied in unserem Leben spüren. Und für diesen Unterschied müssen wir nichts weiter machen, als uns möglichst regelmäßig hinzusetzen und ganz einfach zu üben bei unserem Atem zu bleiben.
Wie entwickelt sich die Meditationspraxis weiter?
Mit der Zeit wird die Meditationspraxis tatsächlich ruhiger und wir lernen mit unseren Gedanken, Körpergefühlen und Gefühlen Stück für Stück so umzugehen, daß sie uns nicht mehr so häufig aus der Aufmerksamkeit auf unseren Atem holen.
Der Atem selber wird zu einem stabilisierenden Ruhefaktor in unserem Leben. Im Alltag - insbesondere in stressigen Situationen - können wir mit der Zeit den Atem auch bewußt als Anker zu nutzen, um uns zu beruhigen und zu uns zu kommen.
Motivation zum Meditieren
Die Belohnung dafür uns möglichst regelmäßig - und sei es nur für eine kurze Zeit - hinzusetzen und zu meditieren, liegt also nicht unbedingt in einem schönen Erlebnis während der Meditation. Die Motivation liegt darin, daß ich durch eine solche Praxis Stück für Stück in meinem Leben - in meinem Alltag präsenter werde.
Mit dieser Haltung gelingt es mir leichter mich zur Meditation zu setzen, denn die Erwartungshaltung an die Erfahrung in der Meditation selber wird kleiner - was wiederum zu einer besseren Meditationserfahrung führt.