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Achtung und Selbstachtung


Wie viele Leute haben dich In deiner Kindheit komplett geachtet wie du warst? Wer hat dich in deiner Jugend mit absoluter Achtung behandelt? Dich ganz so akzeptiert wie du bist? Wer hat deine Qualitäten geschätzt und dir damit geholfen sie bei dir selber zu sehen?

Vermutlich waren das nicht viele - wenn es überhaupt Menschen gab die das getan haben.

Kindern Achtung beizubringen heißt ihnen Achtung zukommen zu lassen - nicht Achtung von ihnen zu fordern. Wir lernen Liebe, indem wir geliebt werden und wir lernen Achtung, indem wir geachtet werden.

Wer mit Achtung aufwächst lernt Selbstachtung.

Selbstachtung bringt mit sich, daß ich gut auf mich schaue - daß ich mit mir selbst gut in Beziehung bin. Daß ich auf meinen Körper achte, auf meine Gesundheit, auf das was ich esse. Auf meine physische Aktivität und auf genug Ruhe. Daß ich gut auf meinen Verstand und auf meine Gefühle achte. Daß ich mir meiner unangenehmen Gefühle bewußt bin, statt mich davor zu fürchten sie zu fühlen. Selbstachtung heißt, "es darf alles dazu gehören was ich bin".

Wie wir uns selbst begegnen, begegnen wir anderen

Ich kann andere nicht wirklich lieben, wenn ich mich selbst nicht liebe. Denn ich werde an ihnen immer wieder mit den Dingen in Konflikt kommen, die ich an mir selber nicht mag. Beziehungen mit anderen sind wie ein Spiegel meiner Beziehung zu mir selbst.

Anderen mit Achtung zu begegnen heißt ihnen mit Aufmerksamkeit, mit Offenheit und ohne Urteil zu begegnen. Und mit dem Wunsch zu lernen wie die Welt aus ihren Augen ausschaut.

Oft weiß ich nicht, welche Lebensweg mein Gegenüber hatte und was ihn dazu gebracht hat, daß er so denkt, fühlt und handelt, wie er es tut. Aber wenn ich ihm mit Achtung und ohne Urteil begegne, kann ich lernen ihn zu verstehen.

Ich muß mein Gegenüber nicht mögen um ihm mit Achtung zu begegnen. Aber wenn ich ihn achte, wächst die Wahrscheinlichkeit daß ich lerne ihn zu verstehen. Und damit, daß ich beginne ihn zu mögen, und ihn vielleicht sogar zu lieben.

Mit jedem Urteil erhebe ich mich über den anderen, ohne zu wissen, warum dieser Mensch in diesem Moment so agiert wie er agiert.

Geringer Selbstwert

Wir kommen alle auf die Welt ohne Vorurteile und ohne Haß. Wann immer jemand verletzend, urteilend und abwertend ist, können wir uns sicher sein - irgendetwas ist passiert auf seinem Weg - als er noch Kind war.

Menschen die als Kinder schlecht behandelt wurden, urteilen über sich selbst. Sie glauben von sich selbst, daß sie schlecht sind. Daß etwas mit ihnen nicht stimmt. Daß sie nicht liebenswert sind. Und daß sie es nicht verdienen, daß sie jemand gut behandelt. Also behandeln sie sich selber auch nicht gut und benehmen sich anderen gegenüber destruktiv - was in ihnen den Glauben daran daß sie schlecht sind wieder verstärkt.

Wenn wir diese Verletzung in jedem erkennen können der aggressiv, urteilend und ohne Achtung ist, können wir das verletzte Kind in ihm sehen. Und genau dieser Blick macht es möglich letztlich jedem Menschen mit Achtung zu begegnen.

Ein Leben mit Achtung

Wenn wir an das Thema Achtung denken, dann oft in Zusammenhang damit, daß wir gerne mehr geachtet würden. Doch wenn man tiefer blickt, sieht man, daß es darum geht Achtung zu geben. Zuerst sich selbst, und dann anderen.

Welche Veränderung gäbe es auf der Welt, wenn Menschen das Leben und alles was lebt wirklich achten würden?

Wenn Selbstachtung und Achtung selbstverständlich wären, würden wir dann Kriege führen, die Erde zerstören, Regenwälder abholzen, die Luft verschmutzen, Plastik in die Meere Umwelt schütten, Tierarten ausrotten, die Meere überfischen?

Vielleicht würden wir uns mit unseren Feinden hinsetzen und mit Achtung zuhören, um unsere Differenzen zu überbrücken. Mit Worten statt mit Waffen. Der vietnamesische Mönch Thich Nhat Hanh wurde gefragt was er Osama Bin Laden nach dem 9/11 Attentat sagen würde, wenn er vor ihm säße. Thich Nhat Hanh hat geantwortet, er würde ihm gar nichts sagen. Er würde ihm zuhören.

Wenn Achtung in unserer Gesellschaft tief verankert wäre, würden wir jedes Kind, jeden Erwachsenen, und jeden Alten gleich achten.

Und damit wären unsere wesentlichen menschlichen Bedürfnisse erfüllt.

Beziehung kann nur gelingen, wenn sie ihre Basis in gegenseitiger Achtung hat. Wo Achtung gelingt, gelingen auch Beziehungen.

 

Übung

Ein paar Fragen für das Tagebuch - einfach zum Vertiefen des Themas:

Wie achtest du auf dich selbst?

Kannst du von dir selbst sagen, daß du dein eigener bester Freund bist?

Achtest du deinen Körper als das wertvolle Geschenk, daß er ist?

Nimmst du dir genug Pausen? Bewegst du dich genug?

Gibt es Leute, vor denen du keine Achtung hast? Warum nicht? Glaubst du, du weißt alles über sie? Erinnere dich daran: Achtung heißt nicht, daß man jemanden mögen muß. Es ist nur die Zustimmung dem anderen mit Offenheit zuzuhören und etwas über ihn zu lernen.

Hörst du deinen Kindern, deinen Eltern und anderen Familienmitgliedern mit Achtung zu?

Begegnest du der Umwelt mit Achtung?


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