Die Forschung in der Suchttherapie zeigt, daß das Geheimnis von Selbstdisziplin darin liegt Selbstdisziplin aufzugeben. Ein verblüffender Gedanke, den Jonathan Bricker, Forscher an der Stanford University mit Überzeugung ausspricht.
Jonathan Bickers berichtet über Ergebnisse der Forschung, die reine Umsetzung von Achtsamkeit ist. Sie besteht darin nichts bekämpfen zu wollen - sich nicht gegen etwas zu richten was man so nicht haben will, sondern stattdessen alles anzunehmen wie es ist.
Immer wenn wir auf Suchtverhalten zurückgreifen - wenn wir zur nächsten Zigarette greifen oder zu Essen, etc. gibt es einen emotionalen Impuls - irgendeine Form von Streß, ein unangenehmes Gefühl. Das Essen, die Zigarette, sie lindern und betäuben dieses unangenehme Gefühl. Sie lenken uns ab.
Wenn wir uns das mal so angewöhnt haben, kommt das unangenehme Gefühl gar nicht mehr in unsere Aufmerksamkeit. Wir greifen zum Suchtmittel, ohne wahrzunehmen warum. Gleichzeitig werden wir immer betäubter.
Übung
Die Therapiemethode die Jonathan Bicker erforscht hat, besteht in der Essenz darin im Alltag achtsam zu sein. Vor jedem Griff zum Suchtmittel wahrzunehmen, welche Frustration da ist - und dieses Gefühl zu benennen und zu halten.
"Ich habe Streß, daher will ich rauchen."
Diese Übung macht man eine Zeit lang, damit einem bei jedem Griff zum Suchtmittel klar wird, welches Gefühl damit verbunden ist. Das ändert etwas in der Beziehung zum Suchtmittel.
In Phase zwei kommt ein neuer Satz dazu, der uns in eine andere Beobachterrolle bringt.
"Ich habe den Gedanken, daß ich gestreßt bin, und deswegen möchte ich eine Zigarette rauchen."
Dieser Satz gibt mir ein bißchen Abstand zum Gefühl des Stresses. Er bringt mich damit in Verbindung, daß auch noch etwas außerhalb des Stresses existiert.
In Stufe drei wird das noch ein Stück erweitert:
"Ich nehme wahr, daß ich den Gedanken habe, daß ich Streß habe und daher eine Zigarette rauchen möchte."
Mit jedem dieser Sätze schiebe ich ein bißchen Abstand zwischen mich und das Gefühl und dadurch wird es weniger bedrohlich.
In Stufe vier geht es darum mich für die Gefühle, die ich habe nicht zu verurteilen, mich nicht zu schämen, sondern diese Gefühle in mir anzunehmen. Jonathan Bricker fragt seine Klienten, was sie einem guten Freund sagen würden, wenn er diese Gefühle hätte. Genau das können sich sich selber auch sagen.
Wenn du das tust wird das wirkliche Bedürfnis, das hinter der Sucht steht erfüllt. Die Annahme der eigenen Gefühle. Wir müssen und nicht mehr betäuben, weil wir sie nicht fühlen wollen. Darin liegt die Kraft der achtsamen Annahme von Gefühlen und die Wirksamkeit dieser Therapiemethode.
Im Video präsentiert Jonathan Bricker seine Forschungsergebnisse auf sehr unterhaltsame Art und Weise.
Viel Spaß damit.