Achtsamkeit - mich selber kennenlernen
- Dirk Meints
- 10. Jan. 2019
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Apr. 2020
Wie lernt man etwas wirklich gut kennen? Wie schafft man es in etwas wirklich gut zu sein?
Beziehung ist das Schlüsselwort. Man bezieht sich immer wieder gerne auf etwas, was einem ein gutes Gefühl gibt. Je öfter man dort hingeht, desto öfter kann man ein gutes Gefühl erleben. Also wird es zum Ritual. Zu einem fixen Bestandteil meines Lebens.
Wenn ich etwas ständig mache, werde ich automatisch gut darin. Es liegt in der Natur der Sache.
Was ist die wichtigste Beziehung in unserem Leben?
Letztlich ist es die Beziehung zu uns selbst - denn sie prägt unsere Wirklichkeit und alle Beziehungen, die wir mit anderen haben. Wir erleben unser ganzes Leben durch die Brille unserer persönlichen Erfahrungen. Sie haben uns geprägt - unsere Persönlichkeit ausgebildet. Wir leben ständig mit uns. Jeden Tag und jede Nacht.
Aber wie oft besuchen wir uns? Ganz bewußt - ohne Ablenkung ? In Meditation, Yoga oder Bodyscan - oder in der bewußten achtsamen, neugierigen Beobachtung unserer Erfahrungen?
Wie bewußt ist es uns, daß wir fast unser ganzes Leben in unbewußten Automatismen leben, die wir uns angewöhnt haben? Unsere Persönlichkeit ist letztlich nur eine Gewohnheit. Unsere Gefühle sind Gewohnheiten. Wir sind es gewöhnt manche Gefühle zu fühlen und andere zu meiden. Urteile über uns zu haben und Teile dessen wer wir sind vor uns selbst und anderen zu verstecken.
Wir sind es gewöhnt, aber wir merken es nicht. Denn unsere emotionalen Reaktionen auf die Welt erfolgen ganz unwillkürlich aufgrund vorangegangener Erfahrungen. Wen wir mögen und wen wir nicht mögen. Womit wir uns identifizieren und womit wir uns nicht identifizieren. Was wir haben wollen und was wir ablehnen.
Unsere Freiheit in einer gegebenen Situation anders zu reagieren als wir es uns angewöhnt haben, ist fast gleich null. Auch wenn wir uns vor vielen Jahren Reaktionsweisen angewöhnt haben, die in vielen Situationen heute nicht mehr hilfreich sind.
Wann treffe ich mich?
Achtsamkeit ist eine Übung darin mich immer wieder ganz bewußt in Kontakt mit mir selbst zu bringen. Damit, wie es mir eigentlich gerade wirklich geht. Was meine Bedürfnisse und Gefühle sind. Ich besuche mich in der Achtsamkeit selber. Ich lerne mich kennen. Nur weil ich mein ganzes Leben mit mir verbringe, muß ich mich noch lange nicht kennen.
Wenn ich mich besuche und kennenlerne, lerne ich mich besser zu verstehen. Und als Folge davon mich auch mehr zu mögen.
Viele von uns besuchen sich gar nicht so gerne. Denn sie mögen sich vielleicht gar nicht so gerne. Dann kommt ja auch kein gutes Gefühl auf, wenn man so mit sich alleine ist und vielleicht nichts tut. Dann spürt man alle inneren Konflikte, in denen innere Anteile miteinander ringen. Und daher sagt man beim nächsten Mal lieber ab. So geht es schnell, daß man sich, seine tieferen Bedürfnisse und Gefühle aus den Augen verliert und sich lieber ablenkt. Aber das hat einen hohen Preis - man verliert seine Lebendigkeit.
In den Übungen und Meditationen der Achtsamkeit lernt man sich wieder kennen. Man wird neugierig Türen zu öffnen, die einem in diesen Räumen begegnen. Und man bleibt mit der Zeit auch dort sitzen, wo es sich vielleicht nicht so angenehm anfühlt - weil man entdeckt, daß auch diese Seiten zu einem gehören und die Erfahrung des Lebens mit bestimmen - und was es mit einem tut, wenn man auch zu ihnen ja sagen kann.
Wenn ich lerne mich selbst zu verstehen und anzunehmen wie ich bin, wird meine Freiheit größer andere zu verstehen und anzunehmen wie sie sind.
Von der Selbsterkenntnis in die Präsenz
In dem Maß, in dem wir uns selber kennenlernen, und wir Gefühle und Eigenschaften in uns annehmen können wie sie sind, in dem Maß werden die Konflikte, die wir im Alltag haben weniger. Statt in Situationen automatisch nach alten Mustern zu reagieren, können wir den Augenblick immer mehr erleben wie er wirklich ist, können lernen ihn unabhängig von unseren Mustern zu erleben.
Wo ich im Augenblick präsent sein kann und nicht mehr von alten inneren Bildern und Reaktionen gelenkt werde, fühle ich mich lebendig.
Diesen Weg kann ich gehen, wenn ich ja dazu sage mir in meinem Leben Zeit einzuräumen - für mich selbst. Das ist für mich eine zentrale Erfahrung in der Achtsamkeit.
Je mehr innere Konflikte sich auf diesem Weg in mir lösen, desto mehr ruhe ich in der Präsenz.