Kinder haben einen Anfängergeist
Für kleine Kinder ist es normal etwas nicht zu können. Also lernen sie. Dabei machen sie Fehler ohne Ende. Sie machen die Fehler einfach so oft, bis sie etwas neues gelernt haben. So lernen sie gehen und sprechen, und Mimik, und tausende andere Dinge.
Sie tun das aus natürlicher Neugier und Lebensfreude heraus. Es hat ihnen noch niemand beigebracht, daß es nicht gut ist einen Fehler zu machen. Und daher trauen sie sich die Grenzen ihrer Persönlichkeit zu erweitern. Neugierig auszuprobieren und scheitern. Weil Scheitern einfach ein Teil des Spaßes ist, den ein Kind erlebt.
Es hat noch kein Bild davon, daß Scheitern und Fehler mit Urteilen und Wertungen verbunden sind.
Die erwachsene Identität scheut den Anfängergeist. Man identifiziert sich mit dem was man gelernt hat. Das kann man gut. Fehler machen ist peinlich. Wenn man etwas als Erwachsener nicht kann, muß man sich schämen.
In der Schule werden auf einmal Fehler gezählt und man bekommt für mehr Fehler schlechtere Noten. Dabei wäre es besser für mehr Fehler bessere Noten zu geben. Weil das Kind sich wo hinauswagt, weil es etwas Neues lernt, und dadurch Wachstum möglich ist.
Unsere wahre Natur ist freudig, neugierig und spontan. Wenn wir in diesen Zustand kommen, geht es uns gut. Wir sind entspannt, und haben vollen Zugang zu unserer Intuition, weil wir in uns nichts ausschließen, was vielleicht dazu gehört.
Fehler sind gut
Jack Welsh, ein amerikanischer Management Guru aus den Achtziger Jahren hat bei General Electric eine ganz zentrale Management Entscheidung getroffen, die die Unternehmenskultur auf den Kopf gestellt hat. Er hat sich Berichte aus allen Abteilungen kommen lassen, wer die meisten Fehler macht. Alle die, die die meisten Fehler gemacht haben, wurden befördert. Weil sie offensichtlich die waren, die die meisten neuen Dinge ausprobiert haben. Ein Unternehmen lebt von Wachstum und damit von Innovation. Und Innovation kann nur dort entstehen, wo man mit Neugier Dinge ausprobiert, die man noch nicht kann.
Lenen und Wachstum ohne Fehler sind nicht möglich - Fehler sind ein natürlicher Teil jeder Lernerfahrung.
Thomas Alva Edison hatte tausend Drähte für seine neu erfundene Glühbirne getestet. Keiner hatte funktioniert. Auf die Frage, ob er sich als gescheitert sieht, hat Edison nur geantwortet: "Ich bin nicht gescheitert. Ich kenne jetzt 1000 Wege eine Glühbirne nicht zu bauen.
Etwas Neues wagen
Wenn wir von uns aus versuchen uns zu ändern, scheitern wir meist recht schnell. Unser Selbstbild hat eine ungeheure Sogwirkung. Etwas Neues anfangen und dabei Fehler machen fühlt sich nicht so gut an. Und wie lange es dauert, bis man in etwas richtig gut wird, daß man ja eigentlich nicht mal mag..... na dann lieber nicht.
Wo auch immer man im Leben erfolgreich ist, und damit auch ein gutes Gefühl mit seinem Selbstbild verbindet, gibt es hingegen zugehörige Rituale. Dinge, die man immer wieder macht, weil sich die Aufmerksamkeit ganz automatisch mit diesen Dingen verbindet. Niemand hat einfach nur so eine gute Beziehung. Niemand hat einfach nur so ein großes Wissen, oder eine besondere Fähigkeit. Diese Dinge entstehen, weil wir mit bestimmten Dingen gerne Tag für Tag in Beziehung gehen.
Veränderung durch neue Rituale
Nur wenn etwas als Ritual in meinem Leben existiert - wenn ich etwas täglich übe und in Beziehung gehe, kann ich wirklich wachsen, kann ich mich wirklich verändern. Was es dazu braucht ist, sich mit Vertrauen, Geduld und regelmäßiger Übung einer Sache zu widmen und Fehler wie Orden zu sammeln.
Wie fühlt sich der Gedanke an wie ein kleines Kind ohne Urteil über sich selber lustvoll Fehler zu machen, wenn wir etwas neues lernen? Wie fühlt es sich an, sich für diese Fehler nicht zu verurteilen, sondern stolz auf sie zu sein. Sie sozusagen als Auszeichnungen auf einem Weg zu sehen, den man gerade das erste mal geht. Jeder Fehler ist ein Zeichen dafür, daß ich wachse.
Mit der Übung und durch die Fehler entstehen neue Vernetzungen in unserem Gehirn. Was uns vorher fremd war, wird uns vertraut. Und sobald es uns vertraut ist, erleben wir es als natürlichen Teil unserer selbst.
Übung
Wo gibt es in meinem Leben derzeit Lust auf Veränderung, oder die Notwendigkeit zu Veränderung?
Wie schaut mein Leben aus, wenn diese Veränderung gelingt? Wer bin ich dann?
Vielleicht möchte ich kochen lernen oder ein Instrument spielen, oder ich möchte lernen mich unter Leuten so zu fühlen, daß ich mich traue auch etwas zu sagen, oder möchte lernen Menschen gut zu führen.
Je besser ich mich mit dem inneren Bild meiner Zukunft - mit meinem zukünftigen Selbstbild identifizieren kann, desto leichter ist es die zugehörigen Rituale in den Alltag zu bringen. Wie sehr ich mich identifizieren kann, hängt sehr damit zusammen wie wichtig die Sache für mich ist. Wie groß mein Wunsch ist, diese Veränderung zu leben.
Ein zukünftiges Selbstbild in mir zu haben, mit dem ich mich gerne identifiziere, erleichtert es tägliche Rituale zu finden, durch die ich lernen und wachsen kann. Veränderung ist eine Übungspraxis, die Stetigkeit, Geduld und Vertrauen verlangt.
Welche Rituale braucht es?
Welche alltäglichen Handlungen kann ich setzen? Welche Rituale? Womit möchte ich in Kontakt kommen? Wo kann ich anfangen zu lernen? Was kann der erste Schritt sein?
Dabei ist die Größe des Schrittes nicht wichtig, sondern die Stetigkeit. Es ist sogar besser klein anzufangen. Es geht nicht darum in zwei Wochen zu lernen, was man 30 Jahre lang nicht geübt hat. Es geht darum regelmäßig - jeden Tag - mit etwas in Beziehung zu gehen, weil man es als sich selbst zugehörig zuläßt. Die Motivation weiter zu gehen kommt aus den kleinen Erfolgen am Weg. Siehe hierzu auch den Eintrag: "Ein Weg entsteht, indem man ihn geht".
Je genauer ich festlege, wann ich meine neuen Rituale in meinen Alltag einbaue, desto einfacher wird es, diese Handlungen zu automatisieren. Denn alles was wir automatisieren gehört zu uns und wird so ein Teil unserer neuen Identität.
Eine gute Hilfe zum Installieren neuer Gewohnheiten ist auch der Eintrag "Eine neue Gewohnheit - der Wille ist nicht der Weg". Dieser Eintrag ist sozusagen ein guter Schuhlöffel um neue Gewohnheiten zu schaffen, die dem eigenen Selbstbild nicht so nahe sind.
Je mehr uns Wachstumsprozesse gelingen, desto lebendiger fühlen wir uns.
Alles gute auf dem Weg.