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Loslassen - wie soll das gehen?


"Loslassen" ist so ein Begriff, der immer wieder verwendet wird. Man muß Dinge nur loslassen. Dann geht es einem auch wieder gut. Aber wie das genau vor sich gehen soll - was genau man da loslassen soll - das ist schwer zu sagen.

Nicht umsonst findet sich dieser Eintrag in der Rubrik Körper wieder. Denn Loslassen hat aus der Sicht der Achtsamkeit etwas sehr Körperliches. Da unser Körper ein direktes Abbild unserer Gefühle und inneren Konflikte ist, passiert auch etwas mit unseren Gefühlen, wenn wir im Körper loslassen können.

Wie hängen Körper und Gefühle in uns zusammen?

Anspannung & Verspannung

Wann immer wir mit etwas in Konflikt kommen, spannt sich etwas in unserem Körper an. Das ist eine unwillkürliche Reaktion, die wir nicht steuern können. Wenn wir uns immer wieder in Bezug auf die gleiche Sache anspannen, bekommen wir Verspannungen.

Mit diesen Verspannungen halten wir unseren Körper in einer Haltung, die uns nur bestimmte Gefühle erlaubt. Von den Gefühlen, die uns in der Entspannung zugänglich sind, sind wir abgeschnitten. Daher heißt es auch in der Körperarbeit oft, daß Gefühle in unseren Verspannungen "gehalten" werden. Das ist eine etwas andere Formulierung für das gleiche Phänomen.

Dort, wo wir in unseren Verspannungen festhalten, kommen wir nicht mehr in die Entspannung. Oder anders gesagt - wir können unsere Muskeln nicht mehr willentlich loslassen. Sie halten sich in sich selbst. Wo immer wir etwas in Anspannung und Verspannung halten, erleben wir einen entsprechenden Stresslevel. Wir kommen nicht zur Ruhe. In Bezug auf das Thema, das wir in der Verspannung halten, sind wir verletzlich. Anspannung und Verspannung machen uns hart. Wir werden starr und unflexibel.

Und wir verlieren in Bezug auf das Reizthema oder bestimmte Personen unsere Fähigkeit zu Empathie und zu Beziehung.

Der Effekt von Loslassen

Bei "Anspannungen" ist der Effekt sehr klar. Hört eine Situation, die uns stresst auf, entspannen wir und kommen wieder zu uns. Wir atmen tief durch - und können bewusst loslassen. Es wird uns leichter - wir werden wieder weicher, flexibler und können wieder besser in Beziehung gehen. Ein heißes Bad kann helfen, ein Spaziergang, ein persönliches Ritual.

Bei "Verspannungen" ist es schwieriger mit dem Loslassen. Wir können dann immer noch bewusst loslassen, wenn eine stressige Situation vorbei ist - der Muskel selber läßt aber nicht mehr los. Er hält sich sozusagen in sich selbst fest. Unser Körper verliert in der Verspannung die Fähigkeit tatsächlich loszulassen. Es ist dann auch schwieriger unseren Körper zu spüren. Oder anders gesagt, je verspannter wir sind, desto schwieriger ist es, sich selbst zu spüren.

Man ist in der Verspannung abgeschnitten von vielen Gefühlen. Man ist sozusagen gefangen in seiner Verspannung. Da uns bestimmte Verspannungsmuster nur noch bestimmte Gefühle erlauben, bestimmen sie letztendlich unsere Persönlichkeit.

Das Lösen von Verspannungen

Wird es möglich über Yoga, Massage, Chraniosakraltherapie, Sport, oder ähnliches Verspannungen auf der Körperebene zu lösen, werde auch die gehaltenen Gefühle wieder frei.

So hängen die Begriffe loslassen und lösen auf der Körperebene sehr zusammen. Denn wo immer sich im Körper eine Verspannung "löst", tauchen auch lösende Gefühle auf. Gefühle von Wut können dann in ein befreiendes und lösendes Weinen übergehen. Wir spüren uns wieder und kriegen Zugang zu unserem Schmerz. Wenn wir diese lösenden Gefühle zulassen können, bleibt der Muskel weich. Haben wir Angst vor diesen Gefühlen, spannen wir uns wieder an.

So erklärt sich auch der Effekt, daß wir beispielsweise durch regelmäßige Massage kurz Erleichterung erfahren. Aber wenn die Ursachen für die Anspannungen nicht verschwinden und die lösenden Gefühle nicht gespürt werden, stellt der Körper die Verspannung schnell wieder her.

Wechselwirkung Körper und Gefühle

So steht der Prozess des Loslassens im Körper mit unseren Gefühlen in Verbindung.

Entscheidend dafür, wie nachhaltig dieses Loslassen im Körper möglich ist, ist unsere Haltung unseren Gefühlen gegenüber.

Wenn wir Gefühle in uns haben, die wir nicht spüren wollen, passiert wieder Anspannung im Körper. Diese Anspannung entsteht durch die Abwehr dem eigenen Gefühl gegenüber. Sie macht den Muskel wieder hart und "schützt" uns so vor unserem eigenen Gefühl.

Das Gleiche gilt für Situationen mit anderen. Können wir loslassen, kommen aber mit dem was unsere Abwehr auslöst nicht in Einklang, werden wir uns wieder anspannen und verspannen.

Die nachhaltige Lösung liegt im Einklang mit dem was ist. Achtsamkeit ist Zustimmung zu dem was ist - und nicht die Suche danach wie ich oder es sein sollte. In der Entspannung dieses Einklangs kommen wir in Beziehung mit uns selbst und der Welt. Dabei stellen wir fest, daß gerade die Annahme der für uns schwierigen Gefühle uns mit der Lösung und dem Loslassen verbindet.

Insofern hat Loslassen nichts damit zu tun etwas hinter uns zu lassen und die Verbindung abzuschneiden, sondern etwas in uns zuzulassen und in Beziehung zu gehen.

So ergänzt die Haltung und Übung der Achtsamkeit körperliche Lösungsprozesse und erlaubt Schritt für Schritt mehr in Einklang mit sich und der Welt zu kommen.


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