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Wie uns Glaubenssätze und Erwartungshaltungen im Weg stehen


Glaubenssätze und Erwartungshaltungen - Achtsamkeit Blog

"Egal ob du glaubst, daß du etwas kannst oder ob du glaubst, daß du etwas nicht kannst, du hast recht."

Dieses Zitat von Henry Ford beschreibt in einem Satz sehr schön, was innere Glaubenssätze und Erwartungshaltungen in unserem Leben tun.

Indem wir mit inneren Haltungen in eine Situation gehen, ist unsere Aufmerksamkeit mehr bei dem was wir fürchten oder hoffen als bei dem, was gerade wirklich ist. Oder anders gesagt - wir sind mit unserer inneren Wirklichkeit mehr in Kontakt als mit der äußeren.

Wir sind oft wirklich gut darin uns auszumalen was passieren wird, wie eine Situation sein wird, wie uns Leute begegnen werden und was wir wohl sagen oder tun werden. Und vor allem, was dabei alles schief gehen kann. Wir vergessen dabei, daß wir im Vorhinein nicht wissen können, wie die Situation sein wird. Und wir bemerken nicht, daß wir uns unbewusst in eine Situation bringen, in der unsere Ängste unsere Wirklichkeit schaffen.

Wenn wir lernen im Augenblick zu sein und uns nicht im Vorhinein damit zu beschäftigen wie eine Situation verlaufen und sich anfühlen wird, lernen wir die tatsächliche Wirklichkeit der Situation kennen. Wo das gelingt, können wir bemerken, daß wir uns automatisch anders verhalten, als wenn wir die Situation vorher schon innerlich mit Ängsten aufgeladen haben.

Selbsterfüllende Prophezeiungen

Gehe ich beispielsweise auf eine Party - alleine - und kenne dort niemanden, kommen vielleicht innere Stimmen, die mir sagen:

"Ich werd mich sicher wieder langweilen."

"Ich komme nie zu Wort."

"Es wird eh wieder niemand da sein, mit dem ich reden möchte."

"Ich kann keinen Smalltalk."

"Ich bin langweilig und uninteressant."

Mit welcher Haltung werde ich den Raum betreten, wenn meine Erwartungshaltung so ist? Ich werde mich wohl so verhalten wird, daß ich weder jemanden ansprechen werde - noch von anderen angesprochen werden möchte. Genau diese Haltung ist es, die die anderen Leute auf der Party auch von mir wahrnehmen werden. Ich mache mich in ihr sozusagen unsichtbar.

Kaum redet jemand mit mir, läuft mein inneres Programm, daß ich langweilig und uninteressant bin, und daß ich keinen Smalltalk kann. Also bin ich auch hier gar nicht beim Anderen, sondern ganz bei mir. Das merkt mein Gegenüber. Es ist irgendwie eckig - und so wird mein Gegenüber bald mit jemand anderem reden.

Damit passiert genau das, was ich ohnehin befürchtet habe. Es ist sozusagen der Beweis dafür, daß ich langweilig und uninteressant bin. So gehe ich mit einer Enttäuschung mehr nach Hause und die inneren Glaubenssätze verstärken sich weiter.

Innere und Äußere Wirklichkeiten

Auf diese Weise leben wir unsere inneren Bilder und schaffen mit unseren inneren Realitäten äussere Wirklichkeiten. Egal ob das jetzt eine Party betrifft oder eine Situation mit unserem Partner, mit dem Chef, ob es um Sport, Weihnachten oder Urlaube geht - wenn wir Erwartungshaltungen haben, die mit Ängsten verbunden sind, erzeugen wir automatisch und unbewusst Situationen, die uns beweisen, daß das was wir über uns denken stimmt.

Der achtsame Ansatz - im Augenblick bleiben

Wenn es mir gelingt im Augenblick zu bleiben, höre ich auf mir im Vorhinein eine Situation auszumalen. Ich bleibe bei meinem Gefühl im jetzigen Augenblick.

Vielleicht bin ich nervös, angespannt, unsicher. Ich kann lernen die Gefühle, in denen ich bin, freundlich anzunehmen. Ich kann mir sagen, daß es okay ist, diese Gefühle zu haben. Sie stehen mir zu. Schließlich bin ich in der Sache nicht so erfahren oder habe schlechte Vorerfahrungen gemacht - und das macht Angst. Das ist natürlich. Also darf es auch sein. Diese Gefühle sind angemessen.

In dem Moment, wo ich meiner Unsicherheit und meinen Ängsten zustimmen kann, entspannt sich etwas in mir. In dem Moment lasse ich mich so sein, wie ich in diesem Moment bin. In der Wahrnehmung, daß das völlig okay ist.

Dabei verlasse ich den Augenblick nicht. Ich bleibe bei mir im Jetzt. Wenn ich so mit meiner Aufmerksamkeit umgehe, gehe ich mit mir selber liebevoll um und male mir nicht schon mein eigenes Scheitern in der Zukunft aus. Ich belege mich und andere in dieser Haltung auch nicht mit Urteilen und Wertungen.

Wenn es mir dann noch gelingt mit dem Blick zur Party zu gehen, daß es eine völlige Katastrophe werden kann, aber auch total toll - dann bin ich in dem Moment offen für die Erfahrung, die sich zeigt.

Wo immer mir das gelingt, kann ich die Erfahrung machen, daß es möglich ist, sich von den inneren Bildern der Vergangenheit zu befreien. Von alten Glaubenssätzen und Erwartungshaltungen. So entsteht in der achtsamen Haltung viel mehr Spielraum dafür eine positive emotionale Erfahrung zu machen.

Ohne, daß ich sie erwarte!

Wenn ich weder eine positive, noch eine negative Erfahrung erwarte, schrumpft das Enttäuschungsrisiko auf beiden Seiten. Ich kann die Situation so sein lassen, wie sie gerade ist. Und im besten Fall gelingt es mir, mich selbst auch so sein zu lassen, wie ich gerade bin. Mit den Gefühlen, die in jedem Augenblick dazu gehören.

 

Übung

Wo in deinem Leben machst du die Erfahrung, daß dir innere Annahmen und Glaubenssätze im Weg stehen?

Wo wiederholen sich durch innere Überzeugungen Situationen wie immer gleiche Muster?

Versuche diesen Situationen bewusst in einer achtsamen Haltung zu begegnen - indem du wie oben beschrieben - im Augenblick bleibst, statt Erwartungshaltungen in die Zukunft zu projizieren.

Wenn dir dieser Tage eine Situation bevor steht, die stark mit emotional belastenden Erwartungshaltungen verbunden ist, versuche möglichst im Vorfeld bei deinem Gefühl im Jetzt zu bleiben. Und versuche es so gut es geht, dieses Gefühl, und damit dich selbst, freundlich anzunehmen.

Versuche in der Situation tatsächlich erst dann anzukommen, wenn sie tatsächlich passiert - und erlebe sie nicht schon vorher durch die Brille deiner Ängste und Sorgen.

Erlebe die Situation aus dieser inneren Haltung heraus und sei offen und bewusst, in welcher Weise sich die Situation in dieser Haltung anders anfühlt als sonst.

Wenn du die Erfahrung vertiefen möchtest, schreibe dir am Abend auf, wie sich die Situation so angefühlt hat - was anders war als sonst. Und was du über die Situation und dich gelernt hast.

Je öfter du diese achtsame Haltung übst, desto selbstverständlicher wird sie sich in dein Leben integrieren.


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