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Die Kraft der Herzlichkeit


Die Kraft der Herzlichkeit - Achtsamkeit Blog

Herzlichkeit ist der Weg zu Beziehung. Und wenn man genau hinschaut, dann ist es die Fähigkeit selber herzlich zu sein, die in Beziehung führt. Nicht die Erwartung, das andere herzlich mit mir umgehen. Denn letzteres ist oft mit Anspruch oder Vorwurf und Kritik verbunden.

Wenn es um Beziehung geht, geht es also um die Frage, wie viel Herzlichkeit ich geben kann. Diese Herzlichkeit kommt in der Regel zu mir zurück.

Warum kommt Herzlichkeit zu mir zurück?

Wenn ich meinem Partner, meinen Kindern, Freunden oder Kollegen etwas Nettes sage oder ihnen eine Freude mache, dann führt das dazu, daß meine Kinder und mein Partner ein Lächeln auf dem Gesicht haben, wenn sie an mich denken. Im emotionalen Gehirn ist die Begegnung mit mir dann als angenehm und herzlich abgespeichert. Die Nähe zu mir ist angenehm. So entsteht Beziehung. Mein Partner, mein Kind, mein Freund, mein Kollege werden das nächste Mal wenn sie mich sehen wieder gerne auf mich zukommen und meine Nähe suchen.

Wenn ich etwas herzlich gebe, dann ist das die größtmögliche Einladung, daß mir mein Gegenüber herzlich begegnet. Und das tut gut. Jedem von uns. Herzlichkeit ist die Essenz von Beziehung.

Wie lernen wir Herzlichkeit?

Viele von uns haben in unserer Kindheit Eltern gehabt, die nicht herzlich auf uns reagiert haben, sondern mit Kritik oder damit, daß wir ihre Bedürfnisse stillen mußten. Wachsen wir so auf, lernen wir Herzlichkeit nicht kennen. Herzlichkeit bleibt dann nur als Sehnsucht in uns. Und wir tun uns selber schwer Herzlichkeit zu entwickeln. Uns selbst und anderen gegenüber.

Und so setzt sich die Spirale aus Vorwurf, Kritik und Anspruch in unserem Leben fort. Das ist das, was wir in Beziehung gelernt haben. Diese Spirale hält uns ständig in Angst und Anspannung.

Leider führen Anspannung und Angst dazu, daß sich unser Herz schließt. Wir brauchen und suchen dann immer noch die Herzlichkeit. Aber da wir sie nicht geben können, bekommen wir sie weiterhin nicht. So bleiben wir in Anspruch und Vorwurf gegenüber unserer Umwelt und verlieren Beziehungen. In uns wird der innere Kritiker dann oft groß. Wir sind zu uns selber dann genauso hart und unherzlich wie zu anderen.

Wenn unsere Eltern uns viel kritisiert haben und viele Ansprüche an uns haben, dann war die Nähe zu unseren Eltern mit einem Gefühl der Angst verbunden. Wir konnten uns in ihrer Nähe nie ganz entspannen. Wir sind dann nie tief in Beziehung gekommen und konnten uns in ihrer Gegenwart nicht entspannen.

Als Kinder sind wir darauf angewiesen, daß unsere Bedürfnisse erfüllt werden. Als Kinder lernen wir Herzlichkeit, indem uns herzlich begegnet wird. Und wir lernen Kritik, Vorwurf und Anspruch, wenn an uns Kritik geübt wird. So verlieren wir nicht nur die Beziehung zu uns selbst, sondern auch die Beziehung zu anderen.

Doch ohne Beziehung können wir nicht leben. Ohne Beziehung werden wir einsam, frustriert, hart und oft verbittert. Denn wir finden den Schlüssel zur Herzlichkeit nicht mehr. Und so bleibt der Zugang zu Beziehung verschlossen. Wenn wir nicht in unsere Herzlichkeit finden, bekommen Menschen Angst vor uns.

Niemand möchte sich gerne Vorwurf, Kritik und Urteil aussetzen. Unser emotionales Gehirn weicht dem aus. Wir gehen nur dort gerne in Beziehung, wo wir Herzlichkeit spüren.

Wie finde ich in meine Herzlichkeit?

Bin ich in einer Lebensphase in Kritik, Urteil und Negativität gefangen, verliere ich den Blick auf die Dinge im Leben, die schön sind. Die mir gut tun. Wo ich in Verbindung bin. Diese Dinge werden manchmal unter dem was mir Angst macht begraben.

Über die Praxis der Dankbarkeit und der Metta Meditation in der Achtsamkeit kann ich mich wieder mit meinem Herzen verbinden. Ich kann auch versuchen der Welt so zu begegnen, wie es der Dalai Lama tut - indem er jedem Menschen so begegnet, als wäre er ein guter alter Freund.

Letztlich führt die Praxis des fürsorglichen Umgangs mit mir selber in der Achtsamkeit dazu, daß ich weich werde. Überall wo ich durch die Praxis der Achtsamkeit lernen kann mich selbst so zuzulassen wie ich bin - mit allem was zu mir gehört - überall dort wird mein Herz berührt und ich entspanne ein Stück.

Gelingt die Herzlichkeit und Beziehung mit mir selber, wächst die Herzlichkeit in Beziehung mit andern. Dann wird Nähe zu anderen wieder angenehm, entspannend und nährend.

Ich fühle mich wieder verbunden. Ich lerne zu erkennen, daß hinter jeder Kritik und hinter jedem Vorwurf an einen anderen ein eigenes Bedürfnis steht. Kann ich mich in diesem Bedürfnis zeigen, statt im Vorwurf zu bleiben, wächst Beziehung. Lerne ich hinter Kritik und Vorwurf anderer das Bedürfnis zu sehen, hilft auch das ungemein in Beziehung zu bleiben.

Herzlichkeit kann man nicht einfordern

Herzlichkeit kann man - genauso wie Achtung nicht einfordern. Man kann sie nur geben. Und wenn man sie gibt, bekommt man Herzlichkeit zurück.

In diesem Bewusstsein kann ich als Erwachsener die Verantwortung für mein eigenes Beziehungsleben übernehmen. Indem ich lerne bewusst herzlich zu sein. Die Herzlichkeit, mit der ich mit mir selbst umgehen, kann ist das Maß an Herzlichkeit, daß ich auch anderen geben kann. Deswegen ist es so wichtig, mein eigener bester Freund zu werden. Auf diesem Weg werde ich weich, nahbar und berührbar.

Natürlich mache ich mich dadurch auch verletzlich. Doch wenn ich lerne herzlich mit mir selber umzugehen, kann ich in Beziehung gut auf mich schauen. Dann lasse ich nicht zu, daß jemand mit mir nicht herzlich umgeht.

Nur weil ich herzlich bin, muss es nicht sein, daß mir jemand herzlich zurück begegnet. Dann ist es meine Herzlichkeit mir selber gegenüber, die mir eine Grenze gibt und mich vor solchen Beziehungen schützt.

 

Übung

Die Praxis der Dankbarkeit, die Metta Meditation, die Meditation in der ich lerne mein eigener bester Freund zu sein, die Haltung der Achtsamkeit, in der alles so sein darf wie es ist - was mich selber einbezieht, das bewusste Verbinden mit allem was meinem Herzen nahe ist,..... es gibt viele Wege in der Achtsamkeit, die mich mit meinem Herz verbinden.

Ich möchte heute dazu einladen, zumindest einen davon bewusst zu gehen. Und in der nächsten Woche vielleicht einen nächsten und dann wieder einen nächsten Schritt in die Herzlichkeit zu machen, sodaß das geschlossene Herz sich wieder in ein offenes Herz verwandeln kann.

Ich kann mich als erwachsener Mensch bewusst dafür entscheiden meine Aufmerksamkeit auf das zu lenken was mich mit mir selbst und anderen verbindet. Statt darauf, was mich selbst von mir und anderen trennt.

Wenn ich diesen Weg gehe, frage ich mich nicht mehr, was ich von anderen erwarte oder brauche. Ich entscheide mich auf diesem Weg dafür herzlich zu geben. Mir selbst gegenüber und anderen gegenüber.

Wird mein Herz für mich selbst so weit wie für andere, dann ist dieses Gleichgewicht die beste Basis für gelungene Beziehungen, in denen Geben und Nehmen gelingt.


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