Schmerz, den ich direkt erlebe, geht vorbei. Ein Schnitt, eine Verstauchung, eine Verbrennung.... Der Schmerz vergeht und der Körper heilt.
Aber chronischer Schmerz vergeht nicht. Chronische Schmerzen bedeuten langes und anhaltendes Leiden und eine nachhaltige Verminderung der Lebensqualität. Auch wenn von außen vielleicht nichts zu sehen ist, kann in mir der permanente Schmerz zu einem Gefängnis werden, der mich alles wie durch einen Filter erleben lässt.
Mindestens 20 Prozent der Menschheit leiden unter chronischen Schmerzen. Es gibt großartige Schmerzmittel, die akuten Schmerz lindern. Aber wie geht es uns mit chronischen Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Migräne, Bauchschmerzen?
Wie beziehe ich mich auf den Schmerz?
Wenn der Schmerz da ist, investieren wir unsere ganze Energie und unsere ganze Aufmerksamkeit darin, den Schmerz, der da ist, nicht zu spüren. Wir wollen ihn einfach weg haben. Wir sind im Widerstand, machen Vermeidungsbewegungen, unser Kopf ist beschäftigt, wir sind deprimiert. Unser ganzes Leben organisiert sich um den Schmerz und so wird die Welt immer enger.
In unserer Kultur lernen wir nur, wie wir dem Schmerz ausweichen können. Wie wir ihn kontrollieren, ausmerzen, nicht fühlen können. Alle diese Bemühungen missverstehen, was Schmerz eigentlich ist.
Schmerz ist ein Versuch deines Körpers zu heilen
Der Körper erzeugt den Schmerz, damit er den Raum, die Zeit und die Bedingungen bekommt, zu heilen. Schmerz so zu verstehen, führt in einen anderen Fokus. Ich gehe aus dem Kampf gegen den Schmerz. Ich nutze den Schmerz, um zu verstehen, was in mir Heilung braucht. Ich versuche, ihn zu verstehen.
Die Achtsamkeit reagiert auf den Schmerz wie auf alle anderen Phänomene. Sie übt keinen Widerstand. Sie fühlt aufmerksam in den Schmerz hinein.
Schmerz ist wie eine Kraft, die gegen mich gerichtet ist und daher ist die intuitive Reaktion, dieser Kraft eine Gegenkraft entgegenzusetzen. Etwas macht Druck - ich mache Gegendruck. Die interessante Einsicht ist - wenn ich keinen Gegendruck mache, ist die Hälfte des Drucks weg.
Loslassen
Der erste Schritt ist also, den Widerstand als Reaktion auf den Schmerz aufzugeben. Sich nicht mehr anzuspannen, nicht mehr aufzuhören zu atmen, sich nicht mehr zusammenzuziehen als Reaktion. Der nächste Schritt kann sein, den Fokus woanders hin zu lenken und diese Fähigkeit zu üben. Auch aus dem Kreisen der Gedanken auszusteigen, wie ich den Schmerz loswerde.
All das sind Aktivitäten, die ich bewusst kontrollieren kann, um den Schmerz in seiner Arbeit nicht zu stören. In dieser Weise schaue ich auf Schmerz und vertraue, dass er weiß, was er tut.
Es geht dabei nicht darum, Schmerz zu genießen oder gut zu finden. Schmerz ist immer unangenehm. Es geht darum, alle Strategien zu beenden, den Schmerz zu unterdrücken, den ihn nicht haben will, obwohl er da ist. Ich lasse alle diese Bemühungen und Energien los. Denn im Körper, wie in den Gefühlen, gilt immer der gleiche Grundsatz. Was ich unterdrücke, wovon ich versuche mich abzuspalten, das wird stärker.
Die Schmerzerfahrung reduziert sich
Ohne den Widerstand kommt es in der Regel zu einer Erleichterung des Schmerzempfindens. Das ist der Beginn eines Prozesses, der mich in eine neue Beziehung zu meinen Schmerzen und ihren Ursachen führt.
Die Achtsamkeit hat ein eigenes Programm entwickelt, um chronischem Schmerz in einer anderen Haltung zu begegnen und nachhaltig eine andere Beziehung zum eigenen Schmerz aufzubauen. Eine, in der ich den Schmerz als Teil meiner selbst annehme und mich anders auf ihn beziehe.
Im "Breathworks Programm" gehe ich tiefer und tiefer in die Erfahrung des Schmerzes und welche Muster mich mit ihm verbinden.
Breathworks oder Mindfulness Based Pain Management (MBPM)
Das Breathworks Programm ist ein 8 Wochen Kurs, der leider nicht so bekannt und nicht so verbreitet ist, wie das MBSR Format zum Umgang mit Stress oder die Kurse, die die Selbstbeziehung in den Vordergrund stellen. Aus meiner Sicht ganz zu Unrecht. Breathworks ist eines der ältesten Achtsamkeitsprogramme und hat über die Jahrzehnte sehr tiefe Erfahrungen in dem Bereich gesammelt.
Breathworks arbeitet vor allem in England eng mit der Medizin zusammen. Es gibt immer wieder direkte Berührungen mit Schmerzambulanzen, der medizinischen Forschung, Krankenhäusern.
Diesen Beitrag schreibe ich, weil mein Raumkollege Klaus Kirchmayr am 24.3. in unserem Raum in der Strozzigasse im 8. Bezirk in Wien einen Breathworks Kurs startet.
Wer durch diesen Beitrag neugierig auf das Breathworks Format geworden ist, der findet unter diesem Link den Kontakt und die Kursbeschreibung von Klaus Kirchmayr. Und hier ist der Link zum Informationsworkshop am 12.3.
Der Workshop findet mit ärztlicher Begleitung statt.
Wer sich in Deutschland für das Breathworks Programm interessiert, der findet viel Informationen unter diesem Link. In Österreich gibt es keine gemeinsame Plattform für das Breathworks Programm.