Unser Bewußtsein kann sich nicht gleichzeitig auf viele verschiedene Dinge konzentrieren. Wir können uns in einem Lokal nicht gleichzeitig darauf konzentrieren, wie das Essen schmeckt, was am Nebentisch gesprochen wird, was die Leute im Lokal für Kleidung tragen, wie viele Gäste rein- und wie viele raus gehen, und welche Musik vielleicht gerade im Hintergrund spielt.
Spam Filter
Um mit der Flut der Eindrücke zurecht zu kommen, die uns ständig umgeben, haben wir eine Art psychischen Spam Filter. Wir nehmen nur bestimmte Dinge bewußt wahr. Welche Dinge das sind, wird sehr stark von unserer inneren Haltung bestimmt.
Wenn wir die Augen schließen, an die Farbe Rot denken, und dann die Augen wieder öffnen, dann werden wir vermehrt alles Rote wahrnehmen, das in unserem Blickfeld ist.
Haben wir das Gefühl, daß in einer gegeben Situation irgendwo Gefahr lauert, dann gehen wir damit in Beziehung. Wir sind vorsichtig.
Wenn wir den Eindruck haben, daß uns niemand wirklich mag, werden wir in jeder Begegnung nach Zeichen suchen, die darauf hindeuten.
Aufmerksamkeit schafft Wirklichkeit
Man kann daher sagen, daß innere Haltungen unsere Wirklichkeit schaffen. Unsere früheren Erfahrungen prägen wie wir die Welt empfinden. An einem Tag, an dem es uns gut geht, sehen wir überall gut gelaunte Menschen. An einem Tag, an dem es uns nicht gut geht, sehen wir überall mißmutige Menschen. Wo unsere Aufmerksamkeit ist, damit gehen wir in Resonanz.
Negativ und Positiv - ein starkes Mißverhältnis
Es gibt ein erstaunliches Verhältnis zwischen dem was negative Informationen und Ereignisse mit uns machen und dem was positive Informationen und Ereignisse mit uns machen. Negative Ereignisse bleiben fünf mal stärker in unserem Bewußtsein als positive. Das ist bei allen Menschen gleich. So ist unsere Psyche gebaut.
Positive Ereignisse im Laufe des Tages nehmen wir oft kaum wahr, während die negativen extrem auf unsere Stimmung - und damit auch auf unsere Haltung wirken. Vereinfacht gesagt heißt das, daß wir eine Tendenz haben sehr leicht in ein negatives Weltbild zu rutschen. Egal ob das Katastrophennachrichten aus der Welt sind, die Situation in der unsere Firma gerade ist, oder Dinge, die sich in Beziehungen öfter wiederholen. Wir suchen in den nächsten Begegnungen unwillkürlich nach Anzeichen dafür, daß das Gleiche wieder passiert. Wir scannen die Welt nach möglichen Gefahren. So entstehen Muster.
Die Tendenz uns leicht durch Angst steuern zu lassen, führt leicht zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Wenn wir auf genau die Dinge achten, die potenziell schiefgehen können, spürt das unser Gegenüber. Es entsteht eine Dissonanz zwischen der Situation wie sie ist und meiner Haltung - und genau das erhöht wieder die Wahrscheinlichkeit, daß tatsächlich etwas schiefläuft.
Balance
Die Positive Psychologie hat nachgewiesen, daß sich das Verhältnis der Wirkung von positiven und negativen Informationen und Ereignissen ausgleichen läßt - und zwar auf sehr einfache Art und Weise. Die Herstellung eines Gleichgewichts ist dabei die Idee. Es geht nicht darum das ganze Leben als positiv zu erleben. Wenn wir das tun würden, dann würden wir einen wichtigen Teil dessen was ist verdrängen, und in einem Rausch des Positiven leben. Wir wären blind für die Wirklichkeit.
Das Gleichgewicht ist ein wichtiges Bild in der Achtsamkeit. Im Gleichgewicht befinden wir uns in der Mitte zwischen zwei Extremen. Dort sind wir in Balance und haben gleichzeitig das Positive und das Negative im Blick. So können wir in Kontakt sein mit dem Augenblick wie er ist. Unsere inneren Bilder und Muster reduzieren sich in der Begegnung mit der Realität und wir werden präsenter.
Die Lösung liegt immer in der Anerkennung des Ganzen. Sobald wir beginnen etwas auszuschließen, geraten wir aus der Balance. Es geht nicht darum immer nur entspannt zu sein - der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung ist lebendig. Wir können auch nicht nur einatmen. Einatmen und ausatmen wirken in ihrer Dualität wie zwei Seiten einer Medaille. Für eine gute Verbindung mit der Wirklichkeit ist es gut Positives und Negatives gleichwertig nebeneinander stehen zu lassen zu können.
Übung:
Die Übung liegt darin sich täglich fünf Minuten Zeit zu nehmen, um drei Dinge aufzuschreiben, die am gerade vergangenen Tag positiv waren. Am besten ist es, wenn diese Übung zu einem lebenslangen Ritual wird, ein lebenslanges Positivtagebuch.
Um diese Einträge schreiben zu können, gehen wir den ganzen Tagesablauf noch mal bewußt nach positiven Ereignissen durch.
Schreib die Ereignisse in ein Buch, am besten in eines, das ganz für diese Übung vorgesehen ist. Beantworte zu jedem Ereignis drei Fragen:
Wie hab ich mich bei diesem Ereignis gefühlt?
Was war mein Körpergefühl?
Wie ging es mir danach?
Wenn man diese Übung regelmäßig macht, rücken die sonst kaum oder gar nicht wahrgenommenen positiven Ereignisse des Tages mit in den Blick, und das Leben fühlt sich besser an. Durch die bewußte Hinwendung der Aufmerksamkeit auf diese Dinge beginnt in uns ein Gleichgewicht zu entstehen.
Wir beginnen im Verlauf des Tages nach positiven Ereignissen und Begegnungen Ausschau zu halten und sie zu genießen während wir sie erleben. So gehen wir im Alltag viel leichter in Resonanz mit dem Positiven das uns begegnet - und das zieht wiederum Leute an, die mit unserer positiven Energie in Resonanz gehen. So wird unsere Haltung zu unserer Wirklichkeit.