Was mich an Achtsamkeit immer angesprochen hat ist, dass sie eine Haltung ist, die ich im Alltag immer bei mir habe und bewusst nutzen kann, um in Stresssituationen gut zu mir zu kommen und angemessen reagieren zu können. Achtsamkeit heißt für mich nicht, jeden Tag auf dem Kissen sitzen, meditieren und Yoga machen. Es heißt, bewusst zu bleiben im Alltag - und das gerade in Stress- und in Angstsituationen, um mich in der Situation wieder gut regulieren zu können.
Ein schönes Beispiel für die Kraft, die Achtsamkeit entwickeln kann, ist die mentale Stärke von Novak Djokovic. Die Fähigkeit, in Stressmomenten, in denen sich das Spiel entscheidet, bei sich zu bleiben, sich nicht verunsichern zu lassen, vor allem nicht durch die Stimmen im eigenen Kopf, ist entscheidend dafür, ob man in der Weltspitze siegen kann.
"Der härteste Gegner ist nicht der, der mir gegenüber steht", hat Novak Djokovic einmal gesagt, "sondern der in meinem Kopf."
Am Anfang seiner internationalen Karriere war genau das jahrelang Dojokovic's größtes Problem. Sein Spiel war großartig, aber in den entscheidenden Momenten ist er defensiv und unsicher geworden, hat den Gegner nicht mehr dominiert und verloren. Ein ewiges Talent, das im entscheidenden Moment nicht siegen kann.
Im Video erzählt Novak Djokovic über die zwei Techniken, die er geübt hat, um seine mentale Stärke zu kultivieren.
1) Mindfulness - also Achtsamkeit.
Die Fähigkeit, die Situation so zu nehmen wie sie ist und den Fokus bewusst auf den Atem zu lenken. Dadurch separiere ich mich von den inneren und äußeren Triggern, die mir gerade Angst machen. Ich beruhige mich und finde in eine wache Präsenz. Ich bin gut bei mir und gehe emotional weder auf äußere Reize, noch auf die zweifelnden oder ängstlichen Stimmen in meinem Kopf ein.
Oft wird Achtsamkeit als weiches Wohlfühlprogramm für Menschen gesehen, die der Realität entfliehen wollen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Und dafür ist Novak Djokovic ein gutes Beispiel. So schaut gute, im Alltag angewandte Achtsamkeit aus.
2) Visualisierung
Die zweite Methode, die Novak Djokovic verwendet, ist die der Visualisierung. Er geht in seinem Kopf, in seiner Vorstellung alle möglichen guten und schwierigen Situationen des bevorstehenden Spiels durch. Er erlebt das Spiel sozusagen, bevor es passiert.
In allen Situationen stellt er sich "bewusst" vor, wie er eine gute Lösung für die Situation findet und erfolgreich handeln kann. Diese Art der innerlichen Probe wirkt tatsächlich auf das Unbewusste. Denn wann immer das Unbewusste auf eine Situation trifft, verbindet es sich assoziativ mit dem, was es in der Situation schon erlebt hat, um gut durch die Situation zu kommen und stellt das erinnerte Gefühl wieder ein.
Auf diese Weise wählt mein Unbewusstes also ein Gefühl an, das mit Selbstvertrauen und Selbstermächtigung verbunden ist. Und das innerhalb 1/3000 Sekunde. Also viele Male schneller als das denkende Gehirn.
Kombiniert bringen diese beiden Methoden sowohl innere Gelassenheit und Ruhe sowie Freude und Energie statt Zweifel und Ängste.
Ohne Übung keine Bewusstheit
Möglich ist Achtsamkeit im Alltag und vor allem in herausfordernden Situationen nur dann, wenn ich sowohl in der Sitzmeditation, als auch im Alltag übe und die immer gleiche Strategie anwende. Denn dann wird diese Strategie zu einem Teil meiner Identität und die mentale Stärke zu einem Teil meiner Persönlichkeit.
Ohne Übung ist diese Bewusstheit nicht zu erlangen. Und da unser Unbewusstes durch Gewohnheiten geprägt wird, braucht es die tägliche Wiederholung, um selbstverständlicher Teil meiner Persönlichkeit zu werden.