Mein Lebensplan
- Dirk Meints
- 23. Feb. 2018
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Apr. 2020
Seit ich das Zusammenspiel zwischen Kraft und Energie bewußt wahrnehmen kann, mache ich immer weniger Dinge mit Kraft. Früher habe ich viele Lebenspläne gehabt, die ich mit viel Kraft verfolgt habe. So nach dem Motto "wenn ich das will, kann ich das auch schaffen". Dabei habe ich oft aus den Augen verloren, was meine Energie und Begeisterung sagt. Und ich hatte oft nicht im Blick, ob das was ich mache bei anderen auch Energie und Begeisterung auslöst.
Das Ergebnis war oft, daß mein Leben das war was passiert ist, während ich andere Pläne hatte. Lange Zeit fand ich das sehr frustrierend. Heute glaube ich, daß es mit dem Verhältnis von Kraft und Energie zu tun hat.
Was gehört wirklich zu mir?
Oft habe ich in der Vergangenheit Pläne verfolgt, "um etwas Bestimmtes zu erreichen". Ich nenne sie heute die "um zu" Pläne. Für ein "um zu" Ziel hab ich oft ausgeblendet, wer ich selber bin, und wie ich mich auf dem Weg zum Ziel verbiegen muß. Und damit hab ich auch unterschätzt, daß der "um zu" Weg zwar viel Kraftanstrengung braucht, aber Energie kostet. Und dieser Preis kann hoch sein.
Ein Zitat, das ich sehr gern mag ist: "The things that excite you are not random. They are connected to your purpose. Follow them."
Auf deutsch übersetzt heißt das: "Die Dinge, die dich begeistern sind nicht zufällig. Sie sind mit deiner Bestimmung verbunden. Folge ihnen."
In den letzten Jahren kann ich dem mehr und mehr zustimmen. Begeisterung heißt in der Tiefe, daß wir eine Herzensbeziehung mit etwas haben, und die Aussicht damit in Kontakt zu sein macht uns glücklich. Die Energie, die mit der Vorstellung verbunden ist das zu leben was einen begeistert, ist immer stärker als jede Kraft die wir aufwenden, um etwas zu erreichen.
Erfolg und Glück
Albert Schweitzer berührt in einem Zitat den gleichen Punkt: "Nicht der Erfolg ist der Schlüssel zum Glück, sondern Glück ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn du gerne tust was du tust, wirst du auch erfolgreich sein."
Heraus zu finden was es ist, das einen begeistert scheint eine schwierige Aufgabe zu sein. Aber das ist sie nur, wenn wir glauben, daß wir darüber nachdenken müssen was uns begeistert. Wenn wir glauben, daß wir das was wir durch Nachdenken herausfinden, in Konzepte und Pläne packen müssen, die wir umsetzen. Ich kenne das sehr gut von mir.
Begeisterung spüren
Eine der Grundsätze von Achtsamkeit ist für mich wieder zu lernen meine Gefühle zu fühlen, statt über sie nachzudenken, sie zu bewerten, und sie in für sie vorgesehene Schachteln zu stecken. Der Eintrag "Fühle deine Gefühle" bezieht sich auf diese Haltung.
Wenn wir lernen unsere Begeisterung zu spüren und ihr zu folgen, dann hat das etwas ganz einfaches. Wenn wir der Begeisterung und unserem eigenen Gefühl der Lebendigkeit mit dem Ziel folgen, diesem Gefühl einen immer größeren Raum in unserem Leben einzuräumen, dann ergeben sich viele Dinge aus der Energie, die wir in die Sache einbringen - und die Wahrscheinlichkeit, daß wir auf Leute treffen, die unsere Begeisterung teilen, und mit denen zusammen wir etwas auf die Beine stellen können steigt auch.
Dabei kommen wir im Verfolgen dieses Gefühls vielleicht auf Dinge, die uns schon immer - schon als Kind begeistert haben. Die ganz eng mit unserem Wesen verbunden sind. Und wir stellen vielleicht fest, daß wir nie auf die Idee gekommen sind, daß was uns begeistert und mit Lebensenergie füllt auch mit einem beruflichen Ziel zu verbinden.
Oft sind unsere beruflichen Ziele damit verbunden, daß wir etwas machen, was eigentlich jemand anderer von uns erwartet. Und wir haben uns durch Jahre der Erwartung daran gewöhnt, es selbst von uns zu erwarten - ohne daß wir bewußt merken, daß nicht viel Energie hinter den Dingen steckt, die andere von uns erwarten. Diese Dinge zu erfüllen kostet Lebensenergie und viel Kraft.
Beziehung ist wichtig
Wenn wir dem folgen was uns begeistert, dann entscheiden wir uns dafür, mit den Anteilen in uns in Beziehung zu gehen, die uns am lebendigsten machen. Wenn wir mit uns in Beziehung sind, fällt es uns leicht mit der Welt in Beziehung zu treten. Die Spur dessen aufzunehmen was einen lebendig macht ist also ein gutes Rezept für Lebensglück.
Genau sein im Spüren
Eine der Wirkungen von Achtsamkeit ist, daß man lernt sehr genau zu werden. Das was ich hier schreibe verlangt achtsamen Umgang und Genauigkeit. Daher folgt auch hier - eine Übung.
Übung
Ich empfehle, wie schon öfters, die Gedanken zu diesem Thema in einem Tagebuch zu sammeln. Zum Thema - was begeistert mich persönlich? Wo werde ich lebendig? Wo geht mir das Herz auf?
Ich schreibe in meinem Eintrag, daß es ganz einfach ist - man muß seine Begeisterung nur fühlen und bewußt wahrnehmen. Doch das ist nur ein Teil des achtsamen Umgangs mit diesem Thema.
Jede Erfahrung die wir im Leben machen, besteht aus einem recht komplexen Gemenge an verschiedenen Dinge, die wir erleben. Nehmen wir an, jemand macht gerne Sport. Jetzt könnte er sagen - "Sport begeistert mich, jetzt werde ich Sportler". Doch wenn man die Dinge so pauschal betrachtet läuft man Gefahr das Wesentliche zu verpassen. Was es nämlich wirklich ist, was einen begeistert.
Es kann sein, daß man gerne seinen Körper spürt, daß man gerne etwas in der Natur mit Freunden unternimmt, daß man den Wettkampf liebt, das Auspowern, oder das Gewinnen. Es kann sein, daß der Sport gar nicht das Wesentliche ist - und man nur gern ganze Tage an der Natur verbringt. Oder es ist ein bestimmter Aspekt an einem Sport, der einen in Wirklichkeit fasziniert. Vielleicht gefällt dir, daß beim Sport alle gleich sind - ganz anders als sonst. Vielleicht führst du gern spielerisch eine Gruppe, die sich einer Aufgabe verschrieben hat.
Darum geht es in dieser Übung. Wann immer du eine Erfahrung machst, bei der du dich lebendig fühlst, setze dich nachher mit deinem Tagebuch hin und schreibe die Erfahrung auf. Durch das Aufschreiben erlebst du die Situation noch einmal, und kannst ganz spezifisch darauf schauen, was es ist, daß dich in der Situation lebendig fühlen läßt.
Was auch immer das ist, muß nicht mal unbedingt etwas mit Sport zu tun haben, und ist vielleicht auch auf andere Lebensbereiche übertragbar.
Achtsam leben heißt, sich Zeit nehmen für sich selber, und genau in sich hinein spüren was einen lebendig macht.
Dolly Parton hat einmal etwas gesagt, was den Nagel ziemlich auf den Kopf trifft: "Find out who you are, and then do it on purpose."
Auf deutsch: "Finde heraus wer du bist und dann mache es extra."
Wenn man so auf seinen Lebensplan schaut , dann konstruiert man ihn nicht, sondern man findet ihn in sich. Man kann diesen Prozeß auch Fokus nennen.
Auf der Energieebene stellt sich das so dar: Wo immer wir einen klaren Fokus bilden, bündelt sich auch die Energie. Je klarer wir mit einer Energie in uns verbunden sind, desto klarer wird diese Energie auch im Außen erkannt. Die Leute, die zu dieser Energie passen, fangen an in unserem Leben aufzutauchen, da sich gleiche Energien anziehen und sofort erkennen.