Kaum schließe ich meine Augen, begegne ich mir selbst. Doch wann mache ich das in meinem Alltag? Wir leben in einer Welt, in der unsere Aufmerksamkeit ständig starken Reizen von außen ausgesetzt ist. Mit Werbung, Produkten, Medien, Smartphones, Aufgaben, Verantwortungen und so weiter.
Natürliche Leerläufe, in denen ich ganz bei mir bin, entstehen kaum noch. Wie zum Beispiel eine halbe Stunde zu Fuß durch die Natur nach Hause gehen - ohne Ablenkung durch Geschäfte und Produkte und ohne Kopfhörer, die meine Aufmerksamkeit wieder von mir weg ziehen. In gewisser Weise verschwinden wir selbst fast aus unserem Leben, wenn die Welt um uns herum schnell und laut ist und ständig irgendetwas um unsere Aufmerksamkeit buhlt.
"Ich selbst" werde durch diesen Fokus im Außen oft geradezu ausgeblendet. Doch wenn ich mir selbst nicht begegne, werden die Bedürfnisse anderer immer wichtiger und bestimmender für mein Leben. Ich spüre mich immer weniger. Ich richte immer weniger Entscheidungen danach aus, was gerade "in mir" lebendig sein möchte.
Es gibt eine schöne kleine Meditation, die besteht nur darin, die Augen zu schließen, dabei bewusst wahrzunehmen, wo ich gerade bin in meinen Gedanken, meinen Gefühlen und wie es mir in meinem Körper geht. Dann sammle ich mich und komme über meinen Atem zu mir - in diesem Augenblick. Ich beruhige bewusst meinen Atem und frage mich: "Was brauche ich gerade? Was würde mir gerade guttun?"
Dann nehme ich vielleicht wahr, dass ich müde bin oder hungrig. Oder dass ich ein bisschen Bewegung brauchen könnte. Und oft entsteht einfach nur ein innerer emotionaler Fokus, der mir guttut - eine neue Ausrichtung auf etwas, was ich gern machen möchte und das mir nur auffällt, wenn ich wirklich in mich hineinspüre und hineinhorche.
So komme ich zu mir und ich kann meine Handlungen nach dem ausrichten, was mir und meinen Bedürfnissen entspricht.
Stress entfernt mich von mir selbst
Stress, alles, was schnell ist, alles, was laut ist, was mir Angst macht, hält meine Aufmerksamkeit ständig im Außen und läßt mich nie zur Ruhe kommen. Ich bin dann aufgezogen und laufe wie ein Hamster im Laufrad. Lebe ich so über längere Zeit, spüre ich mich nicht mehr und habe vielleicht das Gefühl, nur noch zu funktionieren. Wer ich bin, wie es mir geht, was ich wirklich will - all das verschwindet. Auf diesem Weg entsteht leicht ein Lebensgefühl von Sinnlosigkeit.
Mir jeden Tag mindestens ein mal ganz bewusst selbst begegnen und von mir aus mein Leben gestalten, statt reaktiv dem zu folgen, was von außen auf mich zukommt - das ist für mich über die Jahre der wichtigste Fokus von Achtsamkeit geworden. Der heutige Blogbeitrag ist einfach eine Einladung dazu, das als Routine in deinem eigenen Leben kennenzulernen. Mithilfe der Meditation, deren Ablauf ich oben geschildert habe. Sie hängt unten an diesem Blogartikel an.
Was ist der Unterschied zwischen Denken und Meditation?
Vielleicht denkst du dir bei diesem Text - das kenne ich - kaum habe ich eine ruhige Minute, kreisen tausend Gedanken in meinem Kopf, die ich gar nicht hören möchte. Ich will gar nicht meine Augen schließen und mich fragen, wie es mir geht. Denn ich habe Angst davor, was mir da begegnet.
Was du da beobachtest, entsteht wie von allein im Zustand von Stress. Durch Anspannungen im Körper, die durch Stress ausgelöst werden, werden Gefühle und Instinkte unterdrückt - und man ist dann nur noch im Kopf. Der Kopf denkt angestrengt nach, grübelt, denkt im Kreis. Und das ist tatsächlich nicht auszuhalten. So entsteht durch Stress eine Art von Eigenphobie. Gern flüchtet man sich dann wieder in Ablenkungen mit starken Reizen, die lauter sind als die eigenen Gedanken. Doch dadurch verstärkt man den Kreislauf nur. Denken allein kann Dinge nicht gut lösen. Ich brauche die Verbindung zu meinen Gefühlen und Instinkten, und das hat immer mit der Möglichkeit zu tun, in diesem Augenblick auch tatsächlich zu entspannen. Dann spüre ich mich, komme zur Ruhe, zentriere mich, finde in ein Gleichgewicht. Dann parke ich mich aus der Reaktivität aus.
Also denke ich in der Meditation nicht über Dinge nach, sondern ich verbinde mich mit mir. Ich parke mich sozusagen aus meinem Kopf aus, indem ich mich mit meinem Körper und mit meinen Gefühlen verbinde. Dadurch wird alles weiter und angenehmer und ich kann das, was mich gerade beschäftigt, aus einer ganz anderen Perspektive beurteilen.
Probiere es einfach aus, diese Meditation eine Woche lang ein oder zweimal täglich zu machen und achte bewusst darauf, wie du danach in deinen Tag gehst, wie du dich fühlst, was sich an deinen Entscheidungen und an deiner Selbstbeziehung verändert.
Wenn es dir guttut, dann behalte diese schöne Form der kurzen Selbstbegegnung nach Möglichkeit bei.
Hier also die Meditation. Wenn du die Meditation ein paar mal in der Länge gehört hast und den Ablauf kennst, kannst du sie jederzeit für dich verkürzen, die Augen schließen und in 2, 3 Minuten zu dir kommen, ohne dass du diese Anleitung brauchst.