Wir leben in einer Zeit, in der wir ständig getrieben sind immer noch etwas zu tun und dann noch etwas und noch etwas - und das hat seinen Preis. Erschöpfung ist die natürliche Folge.
Je schneller und gestresster wir sind, desto weniger nehmen wir wahr, was eigentlich gut ist für uns.
Erst, wenn wir langsamer werden, entspannen, die Pause suchen, innehalten, dann spüren wir uns wieder und können überhaupt erst wieder wahrnehmen, was uns guttut.
Erst im Ausruhen kommen wir wieder mit uns in Kontakt.
Zeit für mich
Ruhige Zeit für mich zu haben ist in unserer Kultur mittlerweile eine sehr unbekannte Perspektive . Sich für sich selbst Zeit zu nehmen in der man nichts tut, außer einfach nur mit sich zu sein, ist für viele fast unvorstellbar.
Dabei ist gerade die Zeit, in der nichts passiert, sehr wichtig für uns. Dafür, dass wir Dinge verarbeiten können, dass wir uns regenerieren können.
Wir können sozusagen nicht immer nur essen, wir müssen auch verdauen. Wir können nicht immer nur Dinge aufnehmen und erleben, wir brauchen auch Zeit, sie einzuordnen.
Dazu einer meiner Lieblingstexte von Jan Nivelius:
Wachstum in der Stille
Wenn wir Brot backen, kneten wir den Teig, damit er geschmeidig wird und die richtige Konsistenz bekommt. Hinterher lassen wir ihn ungestört ruhen, damit er aufgehen kann. Ein Brotlaib, der nicht ungestört aufgehen durfte, wird fest und platt.
Wir Menschen sind wie der Brotteig: Körperliche und geistige Bewegung sowie Stimulation sind die Voraussetzung dafür, dass wir uns optimal entwickeln können.
Ohne Stille und Erholung jedoch ist es uns nicht möglich zu wachsen. Auch die Muskeln wachsen erst im Ruhezustand nach dem Training.
Ohne Aktivität wird Stille zu Stagnation, ohne Stille wird Aktivität zu Stress. Vitalität und Kraft entstehen, wenn wir aktiv sind, aber erst die Stille macht es möglich, dass sie sich zu ihrem vollen Potenzial entfalten. Deshalb ist Stille so wichtig.
Regeneration
Mir selbst die Möglichkeit zu geben zu ruhen, nichts zu tun, Löcher in die Luft zu starren und mich dabei wohl zu fühlen tut also nicht nur gut. Es hält mich auch gesund.
Nicht nur der Muskel wächst, wenn wir ruhen. Auch wenn wir tagsüber Wissen aufnehmen, lernen tun wir tatsächlich im Schlaf. Denn im Schlaf werden die Erlebnisse des Tages ausgewertet, mit ähnlichen Erlebnissen aus der Vergangenheit verknüpft und im Langzeitgedächtnis gespeichert.
Wenn einem das klar wird, kann man also wirklich mit gutem Gewissen nichts tun. Nichts tun und sich ausruhen bildet mit Aktivität zusammen ein Paar. Nur wenn ich beides kann, kann ich optimal wachsen, lernen, mich entwickeln und gesund bleiben.
Es ist nichts falsch daran schnell, effektiv und rational zu sein. Aber wenn ich nur das bin, dann ist mein Leben nicht im Gleichgewicht.
Im Nichtstun passiert sehr viel
Wir glauben, dass nichts passiert, wenn wir nichts tun. Aber unser Gehirn und unser Körper sind dann unglaublich aktiv im Ordnen, Sortieren, Verarbeiten all dessen was wir erlebt haben. Auch unser Körper beginnt dann, sich zu regenerieren, überall aufzuräumen und sich zu reparieren. Bis hinein in jede einzelne Zelle.
Kriegt unser ganzes System aus Körper und Psyche diese Zeit nicht, erschöpft es sich. Es hat dann keine Kapazität mehr sich zu erholen und zu ordnen. Wir sind dann in konstanter Anspannung und finden keinen Fokus mehr. Wir können nicht mehr unterscheiden zwischen dem was dringend und dem was wesentlich ist. Die innere Ruhe kommt uns abhanden und mit ihr die Übersicht, die wir brauchen, um etwas wirklich gut zu machen.
Im Stress geht es auch unserem Körper nicht gut. Wir sind verspannt, haben keine Energie mehr, wir bekommen Schlafstörungen und Schmerzen und zudem sabotiert permanenter Stress unser Immunsystem.
Kommt unser Körper und unsere Psyche nie in Regenerations- und Reparaturprozesse, folgen also psychische und körperliche Krankheitssymptome. So ist zum Beispiel Burn-out ein ausgesprochenes Erschöpfungssyndrom. Das Ergebnis einer andauernden Überforderung ohne Pause und Regeneration.
Optimale Leistung
Der Punkt der optimalen Leitung liegt also nicht in der Fähigkeit, ständig über seine Grenzen zu gehen, sondern darin, gut auf sich zu schauen und immer wieder zu ruhen.
Hat man das mal wirklich verinnerlicht, lernt man wieder wirklich mit gutem Gewissen nichts zu tun.
Übung
Achtsamkeit ist die Kunst der Pause, des Loslassens und der ruhigen Momente. Mit diesem Beitrag möchte ich dazu einladen, solche Momente im Alltag bewusst zu suchen. Momente, in denen ich ganz aktiv "nichts" tue, außer ein bisschen aus dem Fenster zu schauen und Löcher in die Luft zu starren, dem Wiegen einer Baumkrone zuzuschauen, das Blätterrauschen zu hören, die Augen zu schließen und die Luft auf dem Gesicht zu spüren. Einfach nur zu sein - mit allen Sinnen.
Laß dich überraschen, welche Schätze das Nichtstun offenbart, welche Erkenntnisse in oder nach der Pause auftauchen, was dir "auf einmal" klar wird. Denn in der Ruhe wird auch das Tor zur Intuition geöffnet.
Vor allem aber genieße die Pause und das Nichtstun mit gutem Gewissen. Denn die Pause dient dem, was du durch die Aktivität erreichen möchtest. Und wie wir gesehen haben, ohne Pause wird Aktivität zu Stress.