"Wahre Freunde sind nicht die, die dich gleich wieder hoch ziehen, wenn du am Boden bist. Sie setzen sich erst mal dazu."
Wahre Freunde haben nicht gleich einen guten Rat. Sie hören dir erst mal zu.
Wir wollen gesehen werden
Das ursprünglichste Bedürfnis in der Kommunikation ist, mit dem wie es uns geht gesehen zu werden. Zu merken, da ist jemand, der hört mir zu. Der bleibt bei mir, auch wenn ich mich nicht auskenne, und hält das mit mir aus. Das Nichtwissen. Er hält den Raum des Nichtwissens mit mir.
Das Nichtwissen
Das Nichtwissen ist unangenehm. Aber noch unangenehmer ist das Gefühl alleine zu sein. Es ist unheimlich angenehm diesen Raum des Nichtwissens mit jemandem zu teilen. Daß die Dinge einfach mal so dastehen dürfen.
Indem alles ausgesprochen werden kann - ohne daß ich unterbrochen werde, tut sich etwas in mir. Indem der, der mir zuhört nachfragt, wo ihm etwas nicht klar ist, wird mir auch wieder etwas klar.
Und so beginnen sich die Dinge ein wenig zu ordnen in mir. Sozusagen durch aktives Nichtstun. Das Gespräch wird wie zu einer gemeinsamen Meditation, in der man sich zu zweit dem Nichtwissen aussetzt.
Aus dem Raum, der nicht gefüllt wird mit einer Antwort, einem Ratschlag, einer Bekundung, daß man den anderen versteht, kommt nach einer Zeit ein Impuls wieder weiter zu reden. Durch den Raum, der nicht gefüllt wird, kann ich tiefer absinken in das was in mir ist.
Zuhören und da sein
Man ist ganz beim Anderen und schenkt ihm seine Aufmerksamkeit. Das kann eine sehr verbindende Erfahrung sein. Doch das ist nicht alltäglich. Es fällt leichter, wenn man eine Form dafür findet.
Übung:
Am besten gelingt diese Form des Zuhörens, wenn man sich auf Augenhöhe gegenüber sitzt, und nichts zwischen einem ist. Ob man dabei jetzt auf dem Boden, auf Kissen, oder auf Stühlen sitzt, ist nicht so wichtig.
Wichtig ist, daß man sich Aug in Aug begegnet. Denn diese "Form" des sich gegenüber Sitzens erleichtert es wirklich in Kontakt zu sein und dem Gesagten den Raum wirklich zu geben, ohne ihn durch eine Antwort zu füllen.