In einem Achtsamkeitsworkshop von mir kam letzte Woche folgende Frage auf: Wie kann ich mich orientieren, wenn ich in der Meditation und auch sonst im Leben oft das Gefühl habe, daß ich es richtig machen möchte?
Wie steht die Achtsamkeit zu der Frage von richtig und falsch?
Daraus hat sich ein kleiner Austausch entwickelt, bei dem es auch um gesellschaftliche Regeln, Moral und um Werte ging. Letztlich hat es zur Erkenntnis geführt -
Es gibt kein richtig oder falsch
.....in der Achtsamkeit. Da existieren diese Kategorien so nicht.
Die Achtsamkeit bietet an, in einer bestimmten Haltung eine Erfahrung zu machen und dabei darauf zu achten, ob mir diese Haltung gut tut oder nicht. Wenn das so ist, bin ich frei, sie für mich zu übernehmen und zu üben.
So stelle ich in der Haltung der Achtsamkeit fest, was "für mich" richtig ist. Im Sinne von "was tut mir gut?"
Achtsamkeit ist die Einladung zu schauen, wie ich in meinem Leben mehr von dem leben kann, was mir gut tut und weniger von dem, was mich anspannt und mir Angst und Stress macht.
Bleibe ich bewusst in dieser Haltung, bekommen meine Bedürfnisse und was mir gut tut einen größeren Platz in meinem Leben.
Achtsamkeit heißt aber nicht, daß ich einfach nur noch mache, was mir Spaß macht und mir gut tut und daß ich mich von allem anderen einfach lossage, so als hätte es mit mir nichts zu tun.
Auch mit dem Schweren in Beziehung gehen
Die Achtsamkeit hat eine Haltung, die es erlaubt auch mit dem Schweren, mit Konflikten und dem was mir Angst macht, sehr direkt in Beziehung zu gehen, statt ihnen auszuweichen. Wie das geschieht, sorgt dafür, daß es mir auch mit Stress, Konflikten und Angst besser geht. Daß ich lerne, ihnen in einer anderen Haltung zu begegnen.
Achtsamkeit ändert so die Haltung, wie ich mit mir selbst und der Welt in Beziehung gehe.
Mich nicht mehr vergleichen
Was ist "meine" Wahrheit?, Was tut "mir" gut? Was fühlt sich "für mich" richtig an und wie kann ich lernen, zu mir zu stehen und mich mit meiner Wahrheit zu zeigen?
Mein richtig stimmt "für mich" immer. In dieser Haltung muss ich mich mit Niemandem vergleichen und kann mir erlauben so zu sein, wie ich bin.
Radikal in Beziehung gehen
Die Haltung der Achtsamkeit geht ganz radikal in Beziehung und achtet auch ohne Urteil und Wertung das, was für das Gegenüber richtig ist. In dieser Haltung ist Empathie und Verständnis möglich - auch wenn sich der Standpunkt eines Menschen von meinem unterscheidet.
So führt Achtsamkeit in eine Haltung, in der sich Achtung und Selbstachtung so treffen, daß ich mich im Konflikt nicht größer und nicht kleiner mache als mein Gegenüber und lerne in Würde zu leben und anderen mit Achtung zu begegnen
Für dieses "richtig" steht die Achtsamkeit.
Übung
Versuche in einer Entscheidung, die auf dich zukommt, nicht nur die Fakten und die Meinung anderer einzubeziehen, sondern achte darauf, was sich "für dich selbst" richtig oder falsch anfühlt.
Versuche das genauso wichtig zu nehmen, wie die äußeren Faktoren oder den Standpunkt deines Gegenübers. Nicht wichtiger und nicht weniger wichtig.
So kannst du eine ausgewogene und im Sinne der Achtsamkeit "richtige" Entscheidung finden.