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Stress und Isolation

So fühlt es sich oft an, das Leben in Corona Zeiten. Jeder in seinem Käfig. Und die einzige Verbindung zur Außenwelt ist der Computer.

Stress und Isolation I Achtsamkeit Blog

Nur noch bis dahin, dann wird es besser. Wenn das nie stimmt, geht einem irgendwann die Luft aus.


Wie geht es weiter? Wie soll ich planen? Worauf kann ich mich verlassen? Wie kann ich mich orientieren? Home Office und Home Schooling zusammen - wie soll das funktionieren? Dazu die diversen Unsicherheiten der jetzigen Situation, die es einem einfach nicht erlauben, sich sicher zu fühlen und zu entspannen.


Die Virussituation ist ein großer globaler Stresstest, der uns alle betrifft. Jedes einzelne der erwähnten Themen kann reichen uns Stress zu machen und uns zu überfordern.


Mit Stress allein kann man umgehen, aber...


....wenn Isolation und Stress zusammenkommen, wird es sehr schwierig.


Wenn ich einen Tag hatte, der belastend war, an dem alles Mögliche schiefgegangen ist, dann ist das alles nicht so schlimm, wenn ich dann einen Freund, eine Freundin treffen und mich mit ihr austauschen kann. Dann relativieren sich die Dinge, die eben noch groß und belastend waren und ich kann etwas für mich wieder anders einordnen.


Egal was die Stressquelle in meinem Leben ist, gelungene Beziehungen sind die wichtigste Ressource, um nachhaltig entspannen zu können, um zu regenerieren und auf andere Gedanken zu kommen.


Wenn ich mit einem Menschen reden kann, der mir nahe ist, der mich versteht und der mir zuhört, kann ich mich im Spiegel dieser Beziehung wieder selbst finden. Durch die Begegnung komme ich in ganz andere Gefühle in Bezug auf die belastende Situation und mich, als wenn ich nur mit mir allein bin. Ich kann mich selbst neu fühlen.


Das ist der Grund, warum Beziehungen und Freundschaften Halt geben wie es nichts anderes kann.


Es ist normal, daß es uns so geht


Es ist normal, daß es uns in einer Situation, in der wir so nachhaltig unsere sozialen Kontakte einschränken müssen, nicht gut geht. Ich habe noch niemanden getroffen, der ganz verzweifelt ist, weil er seit zwei Monaten nichts mehr in Geschäften einkaufen kann. Das scheint dann doch nicht das Wichtigste zu sein.


Aber egal, ob es sich um Kinder, um Jugendliche oder Erwachsene handelt, von den Beziehungen abgeschnitten zu sein, die uns wichtig sind, hat einen nachhaltigen destabilisierenden Effekt auf uns.


Die immer gleichen ein, zwei Kontakte im gleichen Haushalt, die wir rund um die Uhr sehen, leben dann oft so sehr in unserer eigenen Perspektive, daß sie auch keine Außenperspektive mehr bringen. Im Privatleben sind Rollen in der Regel klar definiert und jeder bekommt Abwechslung. Das Kind hat Eltern, Betreuer, Lehrer und eben ganz wichtig - auch Freunde, durch die sie das Leben auf Augenhöhe erleben und teilen können. Diese ganzen Rollen übernehmen jetzt die Eltern. Auch wenn sie sich noch zu bemühen, sie können diese Rollen nie ganz ausfüllen. Denn Freunde erfüllen einfach eine andere Funktion. Die kann nicht ersetzt werden. Das Gleiche gilt für die Partnerschaft. Auch wenn sie noch so gut ist, sie kann andere Beziehungen, die uns in unserem Leben wichtig sind, nicht ersetzen.


Es fehlt einfach der Spiegel wichtiger Beziehungen in der Isolation. Und so beginne ich mich verloren zu fühlen und im Kreis zu drehen.


Bleibe ich mit diesem Gefühl allein und teile es mit niemandem, dann kann ich leicht auf den Gedanken kommen, daß es nur mir schlecht geht. Daß nur ich das nicht auf die Reihe kriege. Dann kommt mir vor, alle anderen gehen irgendwie gut und souverän um mit der Situation. Wenn es mir so geht, behalte ich meine Gedanken für mich und fühle mich noch isolierter.


Aber es ist unser aller Psyche, die für eine so lange Ausnahmesituation ohne soziale Kontakte und Freunde nicht gebaut ist. Es geht uns allen gleich.


Wir brauchen alle jemanden, der uns zuhört und versteht.


Kommunikation ist, sich gegenseitig zu spüren


Kommunikation ist nicht, daß wir über Sprache Information austauschen. Kommunikation ist, daß wir in der direkten Begegnung unser Gegenüber und uns selbst spüren.


Wenn man etwas so lange nicht macht, dann vergißt man es. Ich frage mich in letzter Zeit immer wieder, ob man sich jetzt eigentlich in manchen Situationen die Hand geben würde oder nicht. Ich weiß es nicht mehr, obwohl es doch so etwas Selbstverständliches ist.


Während ich diesen Beitrag schreibe, fallen mir Freunde ein, die ich wieder sehen und sprechen möchte. Ich möchte wissen, wie es ihnen geht und ich möchte ihnen sagen, wie es mir geht. Auch da hab ich das Gefühl schon fast vergessen zu haben, wie das geht. Dieses selbstverständliche sich austauschen und zu merken, daß das Leben sich anders anfühlt, je nachdem, mit wem man sich austauscht. Und daß Freunde und Familie im besten Fall Menschen sind, bei denen man ganz einfach die Erfahrung gemacht hat, daß es einem besser geht, wenn man sie gesehen hat.

 

Übung


Wo ist für dich ein Mensch, mit dem du dich gut und vertrauensvoll austauschen kannst? Mit wem kannst du darüber reden, wie es dir im Moment wirklich geht, was dich belastet, wo es dir schwerfällt, mit der Situation umzugehen, was dich beschäftigt?


Vielleicht ist es möglich, dieses Gespräch mit einem Freund, einer Freundin, einem Onkel, einer Cousine, einem Kollegen, einem Elternteil,.... wirklich Aug in Aug zu haben und sich dafür wirklich Zeit zu nehmen. Und sonst versuche die Form zu finden, die für dich der realen Begegnung am nächsten kommt.


Wenn ich mich selbst mit dem öffne, was mich beschäftigt, ist das für mein Gegenüber oft die größte Einladung, sich selbst zu öffnen. So entsteht gegenseitige Resonanz und Beziehung.


Vielleicht gibt es auch einen Menschen, den du kennst, dem es derzeit deinem Gefühl nach nicht so gut geht. Für diesen Menschen da zu sein und eine Zeit lang wirklich zuzuhören, ist für beide verbindend.

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