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Unser Unbewusstes beantwortet jede Frage

Ein ganz wichtiger Aspekt von Achtsamkeit ist für mich Bewusstheit. Bewusstheit darüber, wie Verarbeitungsprozesse in uns ablaufen - wie unser Gehirn mit Informationen umgeht.


150 To Do´s


Forscher erforschen vieles - unter anderem, dass jeder Erwachsene in unserer Gesellschaft jeden Tag ungefähr 150 unerledigte To Do's hat. Das hängt nicht nur mit den jeweils neuen Aufgaben und Informationen zusammen, die im Laufe eines Tages auftauchen, sondern auch damit, dass jeder Erwachsene über 10.000 Dinge besitzt, die er ordnen, reparieren und verwalten muss.

Unser Unbewusstes beantwortet jede Frage I Achtsamkeit Blog

Wer über diese ganzen komplexen Abläufe wacht, ist unser Unbewusstes. Unsere bewusste Aufmerksamkeit kann sich nur auf eine Aufgabe fokussieren. Alles andere überfordert es. Das Unbewusste kann eine unglaubliche Menge an Informationen verarbeiten und verwalten.


Das Unbewusste ist so eine Art Supercomputer, der im Untergrund 24 Stunde, rund um die Uhr evaluiert, was wichtig ist und was wir auf später verschieben können. Dabei reiht das Unbewusste die Aufgaben nach ihrem emotionalen Gehalt und ihrer zeitlichen Wichtigkeit. Alles, was uns Angst macht, dem gibt das Unbewusste in seiner Aufmerksamkeit Priorität. Einfach, weil es uns schützen will. Denn was uns Angst macht, bedeutet Gefahr und unser Unbewusstes möchte uns so schützen.


Also verfolgt es bei dem, was uns Angst macht, zwei Strategien. Entweder sorgt es dafür, dass wir der Gefahr durch Vermeidung ausweichen oder, dass wir uns um eine Sache kümmern, damit wir nicht in Gefahr kommen. Die Präsentation für morgen muss unbedingt heute noch gemacht werden, sonst stehe ich morgen schlecht da. Den Kühlschrank noch abtauen, sonst ist er kaputt. Noch einkaufen gehen, sonst gibt es einen Konflikt,....


Unser Unbewusstes beantwortet "jede" Frage


Jede Frage, die wir uns bewusst stellen, jede Aufgabe, der wir uns annehmen, jedes Problem, das wir lösen wollen - unser Unbewusstes kümmert sich darum. Es kümmert sich auch darum, uns nicht bei Dingen zu stören, bei denen wir mit unserer vollen Aufmerksamkeit gefragt sind.


Aber kaum kommen wir zur Ruhe oder etwas verlangt nicht unsere volle Aufmerksamkeit, wird uns auf einmal bewusst, was noch alles zu tun ist, was noch alles ungelöst ist, was noch alles wartet. Einfach, weil unser Unbewusstes merkt, jetzt ist Zeit frei für die nächste Sache.


Haben wir zu viel zu tun, zu viele Aufgaben und vor allem, wenn wir mehrere Dinge gerade als bedrohlich empfinden, entsteht so das bekannte Gedankenkarussell.


Zwischen 50 und 80% unseres Tages stecken wir in unserer Zivilisation in diesem Karussell aus Unerledigtem und sind nicht wirklich mit unseren Sinnen im jetzigen Moment präsent.


Wir sind nicht für so viele Aufgaben gebaut


Unser Gehirn und unser emotionales System sind einfach nicht dafür gemacht, so viele Fragen gleichzeitig zu haben. Unser ganzes emotionales System ist darauf ausgelegt, ein einfaches Leben in der Natur zu erleben, in dem wir präsent mit dem sind, was gerade geschieht. In dieser Art zu Leben kommt nur ganz selten mal eine kurze Gefahr in Form einer körperlichen Auseinandersetzung vor.


Es ist also in gewisser Weise ganz natürlich, von unserem modernen Leben überfordert zu sein. Und genauso natürlich ist es, im Urlaub zu merken, wie entspannend es ist, mit ganz wenig auszukommen. Denn dann muss man auch an nichts denken. Wie entspannend es ist, wenn mal eine Zeit lang niemand was von einem will. Nicht mal man selbst von sich. Wenn alle To Do's mal auf Pause sind.


Ablenkung hilft nicht


Da die vielen Gedanken im Kopf nur schwer zu ertragen sind, wenn es ruhig ist, ist es so leicht, sich mit möglichst starken Reizen wie Serien, Filmen, Computerspielen und Ähnlichem abzulenken. Doch auch diese Dinge muss das Unbewusste wieder emotional zuordnen. Es kommen also weitere Dinge dazu, dich ich zusätzlich verarbeiten muss.


Und so wird das Gedankenkarussell auf diese Weise immer noch ein bisschen mehr angetrieben.


Ein einfaches Leben führen


Aus den hier aufgeführten Zusammenhängen ist mir wichtig geworden, mein Leben sehr bewusst zu leben. Zu reduzieren, einfach zu leben, lieber etwas weniger zu machen als zu viel. Mir Zeit zu geben, die Dinge, die ich erlebe, auch zu spüren und zu verarbeiten.


Wie fühlt sich ein Leben an, mit weniger Dingen, mit weniger Aufgaben, mit weniger Verpflichtungen und Terminen? Wie fühlt sich ein Leben an, in dem Entspannung auch im Alltag Platz hat?


Wie fühlt sich ein Leben an, in dem ich etwas abschließe, bevor ich etwas Neues anfange, in dem ich ein Buch lese, wenn ich es kaufe, statt zu wissen, dass 50 Bücher schon auf mich warten?


Wie fühlt sich ein Leben an, das mir wenig Angst und möglichst viel Freude macht, damit mein Fokus möglichst gut im Jetzt bleiben kann?


Sich all dieser Dinge bewusst zu sein und danach zu handeln, das ist für mich gelebte Achtsamkeit.


In Einklang kommen mit dem, was ich meinem Unbewussten und mir selbst zumuten kann und nach Möglichkeit nicht darüber hinauszugehen.

 

Übung:


Diese Woche lade ich ein zu einer Reflexion - schriftlich oder nur in Gedanken.


Wie kann ich mir ein Leben schaffen, das mich nicht überfordert mit ständigem zu viel von allem.


Wenn weniger mehr ist - was möchte ich dann streichen und wovon möchte ich mehr erleben?


Wie kann ich Stück für Stück darauf schauen, dass ich die Zahl der offenen Fragen, Probleme und Aufgaben so reduziere, dass ich mehr und mehr zu mir komme und mich auf das reduzieren kann, was für mich wirklich wichtig ist?


Bei jedem Neuanfang nach dem Urlaub taucht man wieder ein in sein Leben und denkt sich, wie wahnsinnig es eigentlich ist - ganz kurz - dann ist der Wahnsinn wieder normal.


Wie schaut ein Leben aus, in dem ich auch im Alltag gut bei mir sein kann?







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