Sich in Beziehung sicher fühlen zu können, ist die Basis für Vertrauen. Wird dieses Vertrauen nicht enttäuscht, entsteht Nähe, in der ich mich wohlfühle. Am klarsten kann ich diese Sicherheit wahrnehmen, wenn ich an die Menschen in meinem Leben denke, bei denen ich das Gefühl habe, immer ganz ich selbst sein zu können.
Die Menschen, bei denen ich mich sicher fühle, haben immer etwas gemeinsam - sie "handeln" mir gegenüber herzlich, liebevoll und mit Verständnis. Sie behandeln mich mit Freundlichkeit und geben mir das Gefühl, wichtig zu sein.
Vertrauen ist nicht etwas, was ich als Vorschuss geben kann, sondern etwas, was sich nur durch die Handlungen des anderen immer wieder aufs neue bestätigt.
Wo fühle ich mich sicher?
Überall, wo ich willkommen bin und mich so zeigen kann, wie es mir im Moment gerade geht, da bin ich eins mit mir. Da gibt es keinen Impuls, mich zu verstecken oder zu verstellen. Dort erlebe ich keinen Konflikt und auch keinen Selbstkonflikt.
Es geht mir überall gut, wo ich kein Urteil spüre, sondern herzliche Verbindung, auch wenn es mir gerade nicht gut geht und ich gerade Probleme habe. Wo mir herzlich und mit Verständnis begegnet wird, finde ich Halt und kann mich entspannen. Überall dort finde ich den Mut mich zu öffnen und zu zeigen, wer ich bin und wie es mir geht.
Kommt kein Urteil von außen, hören auch die Urteile auf, die ich mir selbst gegenüber habe. Das ist das Wertvolle an der Begegnung mit Menschen, die ich gerne habe.
Und es passiert noch etwas darüber hinaus. Oft haben die Menschen, denen ich nahe bin, Vertrauen in mich, das mir selbst manchmal fehlt. Denn sie kennen mich, wenn es mir gut geht und sehen meine Stärken.
Selbstvertrauen und Sicherheit
Vertraut jemand anderer in mich, bekomme ich in schwierigen Situationen auch wieder Selbstvertrauen. Unser aller Selbstbild entsteht immer durch die Resonanz mit den Menschen, die uns umgeben.
So ist mein Selbst immer ein Spiegel der Beziehungserfahrungen, die ich gemacht habe. Bin ich mit viel Urteil von außen aufgewachsen, trage ich auch viel Urteil mir gegenüber in mir und bin oft in Konflikt mit mir selbst.
Dieser Konflikt mit mir selbst ist mit viel Scham verbunden, mit dem Gefühl, nicht genug zu sein, nicht liebenswert zu sein, mit Selbstkritik.
Wir alle brauchen Beziehungen, in denen uns Menschen mit Wohlwollen und ohne Urteil begegnen. Egal, ob das in unserer Kindheit ist, oder in unserem Erwachsenenleben. Positive Resonanz mit anderen ist unsere einzige Möglichkeit, in ein gutes Selbstbild zu kommen.
Daher ist das "Nicht Urteilen" eine so wichtige Grundhaltung der Achtsamkeit.
Das Gegenteil von Urteil ist Wohlwollen, Herzlichkeit und die Fähigkeit zu Mitgefühl. Jemanden zu stärken, statt ihn zu kritisieren. Wo uns diese Qualitäten begegnen, können wir vertrauensvoll in Beziehung gehen. Wo das gelingt, fühlt sich Nähe gut an. Und daher tut es gut, die Nähe von Menschen zu suchen, die diese Qualitäten verkörpern.
In ihrer Nähe kann ich mich verbunden und zugehörig fühlen.
Misstrauen, Urteil über mich und andere - ich bin alleine
Auf der anderen Seite des Vertrauens ist das Gefühl des Getrenntseins und des sich alleine Fühlens.
Habe ich viele Beziehungen in meinem Leben kennengelernt, in denen über mich geurteilt wird, löst das aus, dass ich wenig vertrauen kann, wenig Selbstvertrauen habe und selber sehr ins Urteilen über andere Menschen komme.
Das ist ein Selbstschutz, um nicht noch tiefer verletzt zu werden. Diese Haltung ist immer mit der Angst verbunden, mich so zu zeigen, wie ich bin. Denn wenn ich nicht vertrauen kann, habe ich das Gefühl mir eine Blöße zu geben, wenn ich andere sehen lasse, wie ich fühle.
Begegne ich Menschen aus Erfahrung misstrauisch, erwarte ich schon automatisch, dass ich anderen nicht trauen kann. Also öffne ich mich von vornherein nicht gerne und werde so für andere unsichtbar.
Aus diesem inneren Gefängnis gibt es nur einen Ausweg - wieder in die Verbindung mit mir selbst und anderen zurückzufinden - mein Urteil mir selbst gegenüber und gegenüber anderen Stück für Stück loszulassen und aktiv nach Menschen Ausschau zu halten, die sich selbst und anderen gegenüber herzlich sind.
Denn in diesen Beziehungen kann meine Selbstbeziehung heilen.
Der Mut, mich zu zeigen wie ich bin
Der Mut, mich zu zeigen wie ich bin - mit dem, wie es mir jetzt in diesem Augenblick geht und welche Gefühle ich habe, ist ein ganz wichtiger Schritt in die Verbindung mit mir selbst und anderen.
Dabei kann mir jemand herzlich und mit Verständnis begegnen, oder ich erfahre Urteil und Abwertung.
Wie kann ich also sicher sein, dass ich vertrauen kann?
Habe ich in der Nähe von jemandem das Gefühl habe, so sein zu können, wie ich bin und kann entspannen, ist das immer ein gutes Zeichen und ein guter Kompass.
Vertraue ich auf dieses grundsätzliche Gefühl der Sicherheit, das ich in der Nähe von manchen Menschen habe, ist die Wahrscheinlichkeit, dass in diesen Beziehungen verletzt werde, sehr viel geringer.
Nur wo Verbindung und Verständnis möglich sind, entsteht Zugehörigkeit und Nähe, in die hinein ich mich entspannen kann.
Auf diesem Wechselspiel beruhen Selbstbeziehung und Beziehung. Wir brauchen alle Menschen, durch die wir uns selbst erkennen können. Wir brauchen immer wieder Wertschätzung von außen, um uns selbst wertschätzen zu können. Dieser Kreislauf hört nie auf.
Übung:
Achte in den nächsten Tag achtsam darauf, bei welchen Menschen du dich sicher fühlst und beobachte, wie das auf dich, dein Wohlbefinden und dein Selbstbild zurückwirkt.
Diese Menschen sind vielleicht jetzt Teil deines Lebens oder du denkst zurück an die Menschen, die dir früher in deinem Leben nahe waren und die einen Platz in deinem Herzen haben.
Als zweiten Schritt öffne dich diesen Menschen gegenüber bewusst, indem du dich ganz persönlich zeigst - mit etwas, was dich gerade beschäftigt, was dir gerade Gedanken macht oder Sorgen. Die, die aktuell vielleicht nicht da sind, mit denen kannst du trotzdem innere Gespräche führen oder etwas an sie schreiben. Es wird etwas zurückkommen.
Wenn wir uns zeigen, berühren wir andere und werden berührbar. Vertrauen und Nähe erlauben es auch meinem Gegenüber sich zu öffnen und sich mitzuteilen, in der Hoffnung, auf Verständnis zu stoßen, statt auf Urteil.
Machst du damit gute Erfahrungen, lass den Kreis der herzlichen Verbindungen in deinem Leben wachsen.