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Meditieren - was erwartet mich da?


Meditation ist für den Anfänger oft mit einer nicht genau definierten Erwartungshaltung verbunden. Man spürt in sich hinein und weiß nicht genau wie es sich anfühlen soll, worauf man achten soll.

Es gibt klassische Erwartungshaltungen gegenüber Meditation: Innere Ruhe, Gelassenheit, Entspannung, sozusagen ein geistiges Wellness Gefühl. Doch insbesondere, wenn man noch nicht lange meditiert, fühlt sich Meditation oft ganz anders an.

Die Realität der Meditation

Wenn wir meditieren, merken wir, daß in uns die Gedanken laufen wie wild. Das tun sie immer - aber in der Stille der Meditation, sobald wir weniger Sinneseindrücke haben auf die uns beschäftigt halten, werden uns unsere Gedanken erst richtig bewußt. Sie scheinen es anfangs unmöglich zu machen unsere Aufmerksamkeit auf einen Punkt, auf den Atem, oder eine andere Sinneswahrnehmung zu richten. Außerdem werden wir uns allen möglichen undefinierbaren unangenehmen Gefühlen oder auch körperlichen Symptomen bewußt. Auch die sind schon vorher da. Aber wir nehmen sie nicht wahr.

Wenn diese Erscheinungen auf die Erwartungshaltung einer entspannten Wohlfühldusche treffen, entstehen schnell zwei Reaktionen:

Entweder "Meditation ist nichts für mich", oder "Ich mach da was nicht richtig, und daher komme ich nicht ins gute Gefühl".

Beide Haltungen frustrieren und führen über kurz oder lang dazu, daß man nicht mehr meditiert.

Meditation in der Achtsamkeit hat aber ein anderes Ziel als die sofortige Belohnung durch einen "wohligen" Zustand. Oft spürt man sich "nach" der Meditation tatsächlich ruhiger und geordneter - und manchmal kommt ein gesammeltes und tief ruhiges Gefühl auch in der Meditation. Doch das Ziel von Atemmeditation in der Achtsamkeit liegt in einer Übung.

Die Übung der Meditation

In der Meditation wird geübt die Aufmerksamkeit immer wieder in den jetzigen Augenblick zu holen.

Dabei gibt es immer wieder Gedanken, Gefühle und Körpersymptome, die uns von der Aufmerksamkeit auf den jetzigen Augenblick ablenken. Wann immer uns das bewußt wird, nehmen wir in der Meditation wieder Kontakt mit unserem Atem und den Sinneswahrnehmungen im Augenblick auf. Ohne darüber zu urteilen, daß wir gerade abgelenkt waren. Das gehört dazu.

In gewisser Weise ist diese Übung damit verbunden, daß wir immer wieder scheitern, weil unsere Aufmerksamkeit immer wieder aus dem Augenblick fällt. Aber das ist Teil der Übung. Perfektion ist nicht das Ziel.

Das Ziel von Meditation

Das Ziel von Meditation liegt oft jenseits der Zeit, die wir in der Meditation verbringen. Durch regelmäßige Übung in der Meditation gelingt es im Alltag immer öfter und immer besser im Augenblick zu sein. Präsent zu sein, bei mir zu sein - und gleichzeitig in Kontakt, in Beziehung mit der Situation wie sie ist.

Der englische Meditationslehrer Bob Sharples hatte oft Schüler die gemeint haben, daß sie sich in der Meditation nur unwohl fühlen, und daß die Meditation für sie nicht hilfreich ist. Dann hat Bob Sharples sie immer gefragt, wie es ihnen in ihrem Leben geht seit sie meditieren. Wie sie sich selbst empfinden und wie sie andere empfinden. Wie aufmerksam und achtsam sie im Alltag sind. Ob sie zu mehr Klarheit und Ruhe im Alltag kommen. Wie sich ihre Beziehungen entwickelt haben.

Da haben Bob Sharples Schüler dann meist viel zu Positives zu berichten gehabt. Darin liegt oft die Wirkung von Meditation.

Da Ja zu dem was ist

Meditation ist eine Art Laborsituation unseres Lebens, in der wir mit uns alleine sind. Es gibt keine äußere Ablenkung, kein Gegenüber, keinen Zeitstress.

So ist es eine ideale Möglichkeit, die Haltung von Achtsamkeit gegenüber dem Augenblick zu üben. Mit Geduld und in dem Vertrauen, daß durch regelmäßiges Üben - Stück für Stück - Schritt für Schritt - immer wieder ein kleines bißchen Achtsamkeit dazu kommt, die uns durch den ganzen Tag begleitet. Die es uns erlaubt auch im Laufe des Tages immer wieder zu uns zu kommen. Ganz automatisch.

Was wir in der Achtsamkeitsmeditation üben ist, den Augenblick immer mit einem Ja anzunehmen - so wie er ist. Und eine der tatsächlichen Belohnungen in der Achtsamkeitsmeditation ist es, zu beobachten was passiert, wenn das gelingt. In der Meditation wie auch im Alltag.

 

Übung

Die Übung, die sich an diesen Eintrag anschließt ist die, seine eigene Haltung zur regelmäßigen Meditation achtsam anzuschauen.

Was ist es genau, was mich dazu motiviert, mich hinzusetzen?

Und was ist es, daß es mir schwer macht?

Welche Haltung hilft mir zu einer regelmäßigen Meditationspraxis zu kommen?

Oft verwirft man ganz pauschal das Meditieren - und kommt bei genauerem Hinschauen vielleicht drauf, daß man einfach nie die richtige Sitzposition, oder das richtige Sitzkissen gefunden hat. Dadurch ist das Sitzen so unangenehm, daß die ganze Meditation in dieser Erfahrung untergeht.

Innehalten, genau hinspüren - das braucht es oft, damit eine regelmäßige Meditationspraxis möglich ist, mit der man sich auch auf lange Sicht wohlfühlt. Denn die Achtsamkeitspraxis besteht nicht daraus, daß man etwas nur mit dem Verstand begreift und dann macht. Die Achtsamkeit ist eine Übungspraxis. Je besser es uns gelingt regelmäßig zu üben, desto besser kann sich Achtsamkeit in uns verankern.

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